Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef zeigt sich entsetzt über das Ausmaß israelischer Angriffe im Libanon und deren Auswirkungen auf die Jüngsten im Land. Die Szenen, die er im Libanon sehe, habe es zuvor nur in Gaza gegeben, sagte Unicef-Sprecher James Elder in einem auf der Plattform X geposteten Video. „Wer Einfluss hat, darf bei diesen Schrecken nicht stillschweigend zuschauen“, mahnte er.
Der Unicef-Sprecher besuchte im Libanon den zweijährigen Ali, der nach einem israelischen Angriff in seinem Heimatort Sarafand, südlich der Küstenstadt Sidon, Ende Oktober 14 Stunden unter Trümmern lag. Er habe seitdem wegen des Traumas kaum gesprochen. Seine ganze Familie wurde bei dem Angriff getötet.
„14 Stunden auf ein Wunder gewartet“
Das Schicksal des Zweijährigen hatte im Libanon für viel Aufsehen gesorgt. „Wir alle dachten, dass es bei dem Angriff keine Überlebenden gab“, sagte Hussein Chalifa, ein Onkel des Kindes, der Deutschen Presse-Agentur. Als ein Bulldozer ein Sofa entfernte, habe man den Körper des Jungen entdeckt. Er sei wohl durch das Sofa vor den herabfallenden Trümmern geschützt worden und habe dort „14 Stunden lang auf ein Wunder gewartet“, sagte Chalifa.
Ali habe starke Wunden am Kopf erlitten, befände sich aber nicht mehr in Lebensgefahr, sagte sein Onkel. Eine Hand musste amputiert werden.
Israelische Angriffe auf den Libanon
Die israelische Armee führt seit Wochen massive Luftangriffe auf den Libanon durch. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hisbollah-Miliz, doch es werden zahlreiche Wohngebiete getroffen. Seit Ende September meldeten die Behörden im Libanon mehr als 3.150 Tote und rund 14.000 Verletzte. Demnach befinden sich 1,3 Millionen Menschen auf der Flucht vor der israelischen Aggression. Seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza unterstützt die Hisbollah-Miliz den Widerstandskampf der Palästinenser. Es kommt immer wieder zu Gefechten in der libanesisch-israelischen Grenzregion.
Der Konflikt hatte sich deutlich zugespitzt, nachdem hunderte von Israel präparierte Pager und Walkie-Talkies im Libanon gleichzeitig explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen am 17. und 18. September wurden nach libanesischen Angaben mindestens 37 Menschen getötet, darunter auch Kinder. Rund 3000 Personen wurden demnach verletzt. Am 27. September ermordete Israel den Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in Beirut und marschierte am 1. Oktober in den Süden Libanons ein.