Viele schwer verletzte Kinder im Gazastreifen sterben nach Angaben der Vereinten Nationen (UN), weil kaum mehr Krankentransporte in Kliniken außerhalb der Krisenregion stattfinden. „Die, die die rücksichtslosen Bombardierungen nur knapp überlebten, müssen anschließend an ihren Verletzungen sterben“, so der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, in Genf zu den Angriffen Israels.
Die Zahl der evakuierten Kinder sei seit der Schließung des Grenzübergangs Rafah im Mai dramatisch auf weniger als ein Kind pro Tag gesunken, sagte Elder. Die Betroffenen seien trotz ihrer dramatischen Situation einer gleichgültigen Bürokratie ausgeliefert, kritisierte der Unicef-Sprecher.
WHO fordert medizinische Korridore
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass zwischen 12.000 und 14.000 Patienten aller Altersgruppen aus dem Gazastreifen dringend für eine Behandlung in Kliniken außerhalb der Krisenregion verlegt werden müssten. Um Leben von Zivilisten zu retten, sei es höchste Zeit, endlich wieder medizinische Korridore einzurichten, forderte ein WHO-Sprecher.
Humanitäre Krise in Gaza
Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher Zehntausende Zivilisten getötet.
Israel stoppte die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom und startete zugleich massive Luftangriffe. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein.
Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Mittlerweile ist die Infrastruktur in Gaza fast komplett zerstört und es gibt kaum noch unbeschädigte Gebäude. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.
Von den 36 Krankenhäusern in Gaza sind nur noch wenige teilweise in Betrieb. Zudem leidet laut Hilfsorganisationen ein Großteil der rund zwei Millionen Menschen an Infektionskrankheiten, die aktuell nicht behandelt werden können.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mindestens 42.700 Menschen getötet und mehr als 99.900 verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder. Zudem sollen rund 10.000 Palästinenser von israelischen Soldaten verschleppt worden sein.