21. Dezember 2024, Damaskus, Syrien: Fahndungsfotos und Aufzeichnungen, die in einem Folter- und Geheimdienstzentrum des gestürzten Assad-Regimes gefunden wurden. / Photo: Nachrichtenagentur Anadolu (AA). (AA)
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In Syrien haben die Behörden der Übergangsregierung Aktivisten zufolge einen General festgenommen, der für zahlreiche Todesurteile im berüchtigten Sednaya-Gefängnis verantwortlich sein soll. General Mohammed Kandscho Hassan, Chef der Militärjustiz unter der Herrschaft des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad, sei mit 20 Begleitern in der Ortschaft Chirbet al-Maasa gefasst worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.

Hassan sei „verantwortlich für zahlreiche Todesurteile“, hieß es weiter. Er ist das bisher ranghöchste Mitglied der ehemaligen syrischen Behörden, das seit Assads Sturz festgenommen wurde.

Am Vortag war die Festnahme von Hassan laut der Beobachtungsstelle zunächst gescheitert. Bei Kämpfen im Zuge der versuchten Ergreifung des Assad-Generals waren demnach drei Vertreter der gestürzten Assad-Regierung sowie 14 Sicherheitskräfte der neuen Regierung getötet worden.

Assad-General ließ Tausende Syrer hinrichten

Laut der Vereinigung der Gefangenen und Vermissten des Sednaya-Gefängnisses (ADMSP) leitete Hassan von 2011 bis 2014 das syrische Militärgericht - also in den ersten drei Jahren des Bürgerkrieges, der mit der Niederschlagung pro-demokratischer Proteste unter Machthaber Assad begann. Später sei er zum Chef der landesweiten Militärjustiz befördert worden. Hassan habe „tausende Menschen“ zum Tode verurteilt, sagte ADMSP-Mitgründer Diab Serrija.

Die Gruppe schätzt das Vermögen, das Hassan von Angehörigen der Häftlinge für die Herausgabe von Informationen über sie erpresst hat, auf etwa 150 Millionen US-Dollar (rund 143 Millionen Euro).

Die im Exil gegründete Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte betonte, die Festnahme „eines der Verbrecher des Assad-Regimes“ sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gerechtigkeit und der Aufklärung von Verbrechen unter der Assad-Herrschaft.

21. Dezember 2024, Damaskus, Syrien: Ein Folterraum im Geheimdienstzentrum im Stadtteil Kafr Sousa zeigt die Brutalität des Assad-Regimes. / Photo: Nachrichtenagentur Anadolu (AA). (AA)

Die Vereinigung ADMSP schätzt, dass seit 2011 etwa 30.000 Menschen im Sednaya-Foltergefängnis inhaftiert wurden. Es seien aber nur rund 6000 Menschen entlassen worden. Die anderen bleiben vermisst. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten in Syrien.

Sednaya – Symbol der Assad-Diktatur

Die Assad-Familie hatte das Land seit mehr als 50 Jahren mit eiserner Hand regiert. Der am 8. Dezember gestürzte Baschar al-Assad hatte bei seinem Amtsantritt im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater Hafis al-Assad ein System von Gefängnissen und Haftanstalten übernommen, in denen Andersdenkende weggesperrt und nach übereinstimmenden Angaben von Aktivisten gefoltert und teils auch hingerichtet wurden.

Die Bilder von der Befreiung von Insassen aus dem berüchtigten Sednaya-Foltergefängnis nahe Damaskus und Aufnahmen von gefundenen Massengräbern zeigten, welchen Grausamkeiten die Syrer unter dem gestürzten Machthaber jahrzehntelang ausgesetzt waren. Sednaya wurde zum Symbol für die Gewaltherrschaft der Assad-Diktatur.

Syriens langjähriger Machthaber Baschar al-Assad wurde am 8. Dezember von einer Rebellenallianz unter der Führung von Hajat Tahrir al-Scham (HTS) gestürzt. Assad floh nach Russland.

TRT Deutsch und Agenturen