Russischer Geheimdienst nimmt mehr als 100 Anhänger von Neonazi-Gruppe fest (Archivbild: Inlandsgeheimdienstes FSB) (dpa)
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Die russischen Sicherheitsbehörden haben nach eigenen Angaben mehr als 100 Anhänger einer Neonazi-Jugendgruppe festgenommen, die von der Ukraine aus gesteuert sein soll. In einer gemeinsamen Aktion des Inlandsgeheimdienstes FSB und des Innenministeriums seien 106 Mitglieder der Organisation MKU gefasst worden, teilte der FSB am Dienstag mit. Während der Razzien in 37 russischen Regionen seien Pistolen, Gewehre, Maschinengewehre und Tränengas beschlagnahmt worden. Die Neonazi-Gruppierung sei von dem 21-jährigen Ukrainer Igor Krasnow gegründet worden, erklärte der FSB. Dieser fordere die MKU-Anhänger auf, „Terrorakte und Massenmorde“ zu begehen. Krasnow agiere dabei „unter der Leitung der ukrainischen Geheimdienste“, führte der FSB ins Feld.

„Medienkampagne“ soll die Ukraine in Verruf bringen

Der ukrainische Geheimdienst SBU wies die russischen Anschuldigungen zurück. Der SBU sprach von einer „Medienkampagne“ mit dem Ziel, die Ukraine in Verruf zu bringen. Die russischen Anschuldigungen gegen die Ukraine hinsichtlich des MKU kommen zu einem Zeitpunkt, da sich die Spannungen zwischen den beiden Nachbarstaaten extrem verschärft haben. Russland hat an der Grenze zur Ukraine in den vergangenen Wochen zehntausende Soldaten zusammengezogen. Dies nährt Befürchtungen in der Ukraine wie im Westen, dass eine Invasion der russischen Armee im Nachbarland bevorstehen könnte. Moskau bestreitet dies und Kiew seinerseits Provokationen vor.

60 Verdächtige in diesem Jahr bereits festgenommen

Anfang Dezember hatte der FSB mitgeteilt, drei ukrainische Spione festgenommen zu haben. Einer von ihnen soll mit improvisierten Sprengsätzen aufgegriffen worden sein. Den MKU wiederum haben die russischen Behörden laut offiziellen Angaben schon seit einer Weile im Visier. Bei mehreren Razzien gegen diese Organisation seien bereits früher in diesem Jahr 60 Verdächtige festgenommen worden, meldete am Montag die amtliche russische Nachrichtenagentur Tass. Ein Mitarbeiter der ukrainischen Sicherheitsdienste bestätigte die Existenz des MKU innerhalb der Ukraine. Allerdings sei die Gruppierung dort „nicht mehr aktiv“, nachdem ihr Gründer Krasnow im Januar in der Ukraine festgenommen worden sei. Allerdings habe die Gruppierung kürzlich wieder begonnen, über die Onlinenetzwerke Mitglieder zu rekrutieren. Krasnow werde von den ukrainischen Behörden verdächtigt, hinter einer Serie von Anschlägen mit extremistischen Motiven zu stecken, verlautete aus dieser anonymen Quelle.

AFP