Neuer Ärger für Volkswagen in Nordamerika: Durch eine Panne bei einem Geschäftspartner waren Daten von mehr als 3,3 Millionen Menschen über ein Jahr lang ungesichert im Internet zugänglich. Nach bisherigem Kenntnisstand gehe VW davon aus, dass vor allem Kunden und Kaufinteressenten der Tochter Audi betroffen seien, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Zuvor hatte das US-Blog „Techcrunch“ über das Datenleck berichtet und einen Brief an Kunden sowie ein entsprechendes Anwaltsschreiben veröffentlicht. Bei dem Großteil der Daten handelt es sich laut VW um Kontaktinformationen. Dieser Teil des Leaks umfasse etwa Namen, E-Mail-Adressen, Telefon- und teilweise Fahrzeugnummern von rund 3,1 Millionen Audi-Kunden in den USA und 163.000 in Kanada sowie 3300 US-Kunden von VW. Es seien aber auch vertraulichere Daten von rund 90.000 Audi-Kunden ungeschützt gewesen. In 95 Prozent dieser Fälle gehe es um Führerscheinnummern, doch ein geringer Teil betreffe auch hochsensible Angaben wie US-Sozialversicherungs- und Kontonummern.
Eine internationale Anwaltskanzlei erklärte in Briefen an Generalstaatsanwaltschaften in den USA vom 10. Juni im Auftrag von Volkswagen und Audi, dass eine unbefugte dritte Partei sich begrenzten Zugriff auf Kundendaten verschafft habe. VW habe die Justizbehörden eingeschaltet und externe Datenanalyse- und Cybersicherheits-Experten beauftragt. Die geleakten Informationen waren demnach zwischen 2014 und 2019 von einem Geschäftspartner zu Vertriebs- und Marketingzwecken gesammelt worden.
Dem VW-Sprecher zufolge handelt es sich bei den Anwaltsschreiben an die Staatsanwaltschaften lediglich um einen formalen Schritt, zu dem Unternehmen in den USA bei solchen Kundendatenlecks verpflichtet seien. Es sei eine proaktive Maßnahme, aus der sich keinerlei Hinweis auf Ermittlungen der Justizbehörden ergeben. Volkswagen machte zunächst keine Angaben dazu, wer der Geschäftspartner ist, bei dem die Datenpanne auftrat, und wollte sich auf Nachfrage auch nicht zu möglichen Konsequenzen für das Unternehmen äußern.
VW hatte in Nordamerika wegen des im September 2015 von US-Umweltbehörden aufgedeckten „Dieselgate“-Skandals ohnehin jahrelang einen schweren Stand. Die massenhafte Manipulation von Abgasmesswerten hatte das Image des Konzerns stark angekratzt und die Verkaufszahlen in den USA zeitweise einbrechen lassen. VW betrieb großen Aufwand, um seinen Ruf wieder aufzupolieren und das Vertrauen von US-Kunden zurückzugewinnen. Zuletzt liefen die Geschäfte auch wieder rund, im ersten Quartal stieg VWs US-Absatz um 21 Prozent.