Nach erneut massiven israelischen Luftangriffen ist die angekündigte Waffenruhe im Libanon in Kraft getreten. Bis 4 Uhr früh habe es unter anderem im Raum Beirut noch schwere Explosionen gegeben, berichtete eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur. Um 4 Uhr - dem von US-Präsident Joe Biden angekündigten Zeitpunkt für ein vorläufiges Ende der Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah - seien die Explosionen und das Donnern der Kampfflugzeuge dann plötzlich verstummt.
Zuvor hatte Israels Armee in der Nacht erneut die südlichen Vororte Beiruts angegriffen, unter anderem in Nähe des internationalen Flughafens sowie im Süden des Landes. Auch die Hisbollah-Miliz griff Israel nach eigener Darstellung bis kurz vor Inkrafttreten der Waffenruhe an. Sie erklärte in der Nacht, unter anderem israelische Soldaten und Ziele jenseits der Grenze in Israel mit Raketen angegriffen zu haben.
„Ich kann es nicht abwarten, nach Hause zu gehen“, sagte ein fünffacher Vater in einer Notunterkunft der libanesischen Hauptstadt. „Ich kann nicht glauben, dass dieser abscheuliche Krieg bald vorbei sein wird“, sagte dort eine Frau, die ebenfalls durch israelische Angriffe vertrieben worden war.
Mehr als 3700 Menschen durch Israels Angriffe getötet
Seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza im Oktober 2023 unterstützt die libanesische Hisbollah-Miliz den Widerstandskampf der Palästinenser. Ende August weitete Israel seine Luftangriffe auf den Libanon aus und startete Ende September eine Bodeninvasion im Süden des Landes.
Erklärtes Kriegsziel Israels ist die Vertreibung der Hisbollah aus dem Süden des Libanon. Zudem sollen Tunnel und Stellungen der Miliz zerstört werden. Doch Israels Luftangriffe treffen auch andere Landesteile. Örtliche Berichte deuten auf zahlreiche Tote unter der Zivilbevölkerung hin. Rund 1,5 Millionen Menschen befinden sich offiziellen Angaben zufolge auf der Flucht – etwa ein Viertel der Einwohner des Libanon.
Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden bei den Angriffen Israels seit Oktober 2023 mehr als 3700 Menschen getötet und über 15.600 weitere verletzt.