Nach dem teilweisen Abzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon hat der libanesische Zivilschutz in grenznahen Orten nach eigenen Angaben 23 Leichen gefunden. „Teams von Spezialisten ist es heute gelungen, 14 Leichen in Mais al-Dschabal, drei in Markaba, drei in Kfar Kila und drei weitere in Odaisseh zu bergen“, hieß es in einer Erklärung des Zivilschutzes, die am Dienstag von der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur verbreitet wurde.
Im Libanon war nach monatelangen Kämpfen zwischen der vom Iran unterstützten Hisbollah und der israelischen Armee am 27. November eine Waffenruhe in Kraft getreten. Sie sieht vor, dass im Südlibanon künftig lediglich die libanesische Armee und Soldaten der UN-Friedensmission Unifil vor Ort bleiben. Israels Soldaten müssen also abziehen, die Frist dafür lief am Dienstag ab. Auch die Hisbollah soll sich aus dem Grenzgebiet nach Norden bis hinter den Fluss Litani zurückziehen und ihre militärischen Stützpunkte auflösen.
Die israelische Armee hat sich zwar größtenteils aus den grenznahen Orten im Südlibanon zurückgezogen. Verteidigungsminister Israel Katz sagte aber, israelische Truppen blieben weiterhin an „fünf Kontrollpositionen“ im Südlibanon stationiert. Dies gelte, „bis die libanesische Armee in der Lage ist, das Abkommen vollständig umzusetzen“. Die libanesische Regierung und die UNO kritisierten den Verbleib israelischer Soldaten.
Trotz der Ende November vereinbarten Waffenruhe greift Israel weiterhin Orte im Libanon an. Nach libanesischen Angaben gab es seit Beginn der Waffenruhe etwa 930 Verstöße Israels, bei denen 78 Menschen getötet und 274 weitere verletzt wurden.
Mehr als 4.100 Menschen durch Israels Angriffe getötet
Seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza im Oktober 2023 unterstützt die libanesische Hisbollah-Miliz den Widerstandskampf der Palästinenser. Ende August weitete Israel seine Luftangriffe auf den Libanon aus und startete Ende September eine Bodeninvasion im Süden des Landes.
Erklärtes Kriegsziel Israels ist die Vertreibung der Hisbollah aus dem Süden des Libanon. Zudem sollen Tunnel und Stellungen der Miliz zerstört werden. Doch Israels Luftangriffe treffen auch andere Landesteile. Örtliche Berichte deuten auf zahlreiche Tote unter der Zivilbevölkerung hin. Rund 1,4 Millionen Menschen befinden sich offiziellen Angaben zufolge auf der Flucht – etwa ein Viertel der Einwohner des Libanon.
Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden bei den Angriffen Israels seit Oktober 2023 mehr als 4.100 Menschen getötet und über 16.800 weitere verletzt, darunter Frauen und Kinder.