Der ehemalige australische Soldat und Träger des Victoria-Kreuzes Ben Roberts-Smith beim Spaziergang neben dem Bundesgericht von Australien / Foto: Reuters Archive (Reuters Archive)
Folgen

Ein australischer Elitesoldat, dem Kriegsverbrechen in Afghanistan vorgeworfen werden, ist mit einer Verleumdungsklage gegen drei Zeitungen gescheitert. Das Bundesgericht in Sydney entschied am Donnerstag, die Zeitungen hätten nachgewiesen, dass viele der Vorwürfe „im Wesentlichen wahr“ seien. Bundesrichter Anthony Besanko wies die Klage daher ab. Die Anwälte der Angeklagten kündigten an, später „Schadenersatzansprüche gegen den Kläger“ geltend zu machen.

Ben Roberts-Smith, ein ehemaliges Mitglied der australischen Spezialeinheit SAS, hatte den „Sydney Morning Herald“, „The Age“ und die „Canberra Times“ verklagt. Die Zeitungen hatten 2018 berichtet, er sei an der unrechtmäßigen Tötung von sechs unbewaffneten Gefangenen in Afghanistan beteiligt gewesen.

Roberts-Smith bestritt die Vorwürfe und forderte Schadenersatz in Millionenhöhe. Er galt als Australiens höchstdekorierter lebender Kriegsveteran und war für seine Einsätze in Afghanistan mit dem Victoria-Kreuz und der Medaille für Tapferkeit ausgezeichnet worden.

Schwere Vorwürfe gegen den Elitesoldaten

Die Zeitungen beriefen sich auf die Aussagen von 40 Zeugen, die zum Teil erschütternde Einblicke in das Verhalten der australischen Spezialeinheiten in Afghanistan gaben. Sie berichteten unter anderem, Roberts-Smith habe einen gefesselten Mann eine Klippe hinuntergetreten und einen Mann mit einer Beinprothese erschossen. Die Prothese habe er mit nach Australien genommen und als Bierkrug benutzt.

Roberts-Smith ist bislang nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten. Die australische Bundespolizei ermittelt jedoch seit 2018 wegen möglicher Kriegsverbrechen gegen ihn. Der Prozess war einer der längsten und teuersten Verleumdungsklagen in der Geschichte Australiens.

Roberts-Smiths Klage wurde teilweise vom Chef der Mediengruppe Seven West Media finanziert, einem Konkurrenten der drei Zeitungen. Roberts-Smith arbeitet seit 2015 als Manager bei Seven West Media. Er war vor der Urteilsverkündung nach Bali gereist.

TRT Deutsch