Eine Gruppe von Exil-Nordkoreanern geht in Japan gerichtlich gegen das nordkoreanische Regime vor. In einem allerdings eher symbolischen Schritt lud ein Gericht in Tokio am Donnerstag Machthaber Kim Jong-un vor. Die Kläger werfen Pjöngjang „staatliche Entführungen“ vor und fordern Entschädigung. Bei dem Verfahren geht es um staatliche Rückführungsprogramme, bei denen zwischen 1959 und 1984 mehr als 90.000 Menschen aus Japan nach Nordkorea übersiedelten. Pjöngjang wird vorgeworfen, die mehrheitlich ethnischen Koreanern, aber auch deren japanische Ehepartner mit Propaganda vom „Paradies auf Erden“ nach Nordkorea gelockt zu haben.
Exil-Nordkoreaner fordern rund 760.000 Euro Schadenersatz
Fünf Teilnehmer des Rückführungsprogramms, die später wieder aus Nordkorea flohen, fordern nun jeweils 100 Millionen Yen (760.000 Euro) Schadensersatz. „Wir erwarten nicht, dass Nordkorea eine Entscheidung akzeptiert oder den Schadenersatz zahlt“, sagte Kenji Fukuda, Anwalt der Kläger. „Aber wir hoffen, dass die japanische Regierung in der Lage ist, mit Nordkorea zu verhandeln.“
Während der japanischen Kolonialherrschaft über die koreanische Halbinsel von 1910 bis 1945 waren Millionen von Koreaner nach Japan gekommen, teilweise gegen ihren Willen. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben viele von ihnen größtenteils staatenlos in Japan zurück und glaubten später den Propagandafilmen, in denen ein idyllisches Leben in Nordkorea vorgespiegelt wurde. Auch unterstützte die japanische Regierung das Programm, das in den Medien als humanitäre Aktion angepriesen wurde.