Beirut / Photo: AFP (AFP)
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Israels Armee hat in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut eine von Zivilisten bewohnte Häuserreihe komplett zerstört. Darunter habe sich das Hauptquartier der schiitischen Hisbollah-Miliz befunden, behauptete der israelische Militärsprecher Daniel Hagari am Freitagabend nach dem Angriff. Über Beirut waren dichte Rauchwolken zu sehen, die Schockwellen waren in weiten Teilen der Stadt zu spüren.

Staatlichen Medien zufolge könnte es Dutzende oder sogar Hunderte Tote geben. Dem Gesundheitsministerium zufolge wurden mindestens sechs Menschen getötet und 91 verletzt.

Hagari sprach von einem angeblich „gezielten Angriff“. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Ziel des Angriffs gewesen sein. Der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati wies die Behörden an, „alle betroffenen Einheiten zu mobilisieren“. Dies sei nötig, „besonders angesichts der Berichte über eine große Zahl von Opfern“, sagte er. Die erneute Aggression beweise einmal mehr, dass der israelische Feind alle internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe missachte.

Unmittelbar vor dem Angriff trat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bei der UN-Generaldebatte in New York auf. Auf konkrete Forderungen nach einer dreiwöchigen Waffenruhe, die von den USA, Deutschland und weiteren Staaten erhoben wurden, ging er dabei nicht ein - und sprach stattdessen von weiteren Angriffen.

Mehrere Explosionen und massive Schäden

Der massive Luftangriff in Beirut ereignete sich Augenzeugen zufolge in dem dicht besiedelten Vorort Haret Hreik nahe dem internationalen Flughafen. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen und hören, wie nach mehreren Explosionen an verschiedenen Orten Rauchwolken in den Himmel stiegen.

In seiner Rede in New York sagte Netanjahu: „Wir werden die Hisbollah weiter unter Druck setzen, bis alle unsere Ziele erreicht sind.“ Zuvor hatte er erklärt, die Angriffe würden fortgesetzt, bis die von der Nordgrenze evakuierten Israelis sicher nach Hause zurückkehren könnten. Rund 60.000 Bewohner grenznaher Orte sind vor dem fast täglichen Beschuss durch die Hisbollah geflohen. Auslöser dafür war der Beginn des israelischen Krieges in Gaza vor fast einem Jahr. Die Hisbollah agiert bei ihren Raketenschlägen auf militärische Ziele in Israel nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Widerstandsorganisation Hamas im Gazastreifen.

Weiter sagte Netanjahu, solange die Hisbollah den Weg des Krieges wähle, habe „Israel keine andere Wahl“. Sein Land müsse sich gegen „wilde Mörder“ verteidigen, die es und die gesamte westliche Zivilisation zerstören wollten.

Die US-Regierung betonte, die Forderung nach einer Waffenruhe sei mit Israel abgestimmt gewesen. Die Erklärung sei „nicht einfach im luftleeren Raum verfasst“ worden, sagte der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, John Kirby, „sondern auch mit Israel selbst“.

Die Hisbollah hatte zuvor ihren Raketenbeschuss auf strategische Ziele in Israel fortgesetzt. Die mit dem Iran verbündete Schiiten-Miliz will damit nach eigenen Angaben eine Waffenruhe im Gaza-Krieg erreichen. Israel hat seine Luftangriffe im Libanon diese Woche massiv verstärkt. Bereits vor den Angriffen in Beirut am Freitag gab es Behörden zufolge im Libanon etwa 700 Tote.

Teheran warnt: Werden nicht gleichgültig bleiben

Irans Außenminister Abbas Araghchi warf der internationalen Gemeinschaft mit Blick auf die bisher nicht erreichte Waffenruhe Unvermögen und Scheitern vor. Sein Land werde für den Fall eines umfassenden Kriegs nicht gleichgültig bleiben, warnte er. Er forderte zudem Waffen- und Handelssanktionen gegen Israel.

Netanjahu warnte Teheran eindringlich vor einem Eingreifen in den Konflikt. „Wenn ihr uns angreift, werden wir euch angreifen“, sagte er in New York. „Es gibt keinen Ort im Iran, den der lange Arm Israels nicht erreichen kann. Und das gilt für den gesamten Nahen Osten.“ Der Iran gilt als wichtigster Unterstützer der Hisbollah.

Flucht von einem Krisengebiet in das andere

Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah zwingt Zehntausende Menschen zur Flucht. Deutlich mehr als 30.000 Menschen seien seit Beginn der schweren israelischen Angriffe aus dem Libanon nach Syrien geflohen, teilten die Vereinten Nationen mit.

Etwa 80 Prozent der Geflohenen seien syrische Staatsbürger, die anderen überwiegend Libanesen, sagte Gonzalo Vargas Llosa, Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Syrien. „Sowohl Syrer als auch Libanesen wechseln aus einem Land, in dem Krieg herrscht, in ein Land, das seit 13 Jahren mit Krisen und Konflikten konfrontiert ist.“

Im Libanon gab es nach UN-Angaben bereits vor der jüngsten Eskalation durch den Konflikt mit Israel 110.000 Binnenflüchtlinge. Seit vergangener Woche seien 118.000 hinzugekommen, sagte Imran Riza, der humanitäre UN-Koordinator in Beirut.

TRT Deutsch und Agenturen