Ungeachtet der Aufforderung des Internationalen Gerichtshofs (IGH), den Feldzug in Rafah unverzüglich zu beenden, haben Israels Streitkräfte am Samstag ihre Angriffe fortgesetzt. Bei einem israelischen Luftangriff sei in Rafah ein Zivilist getötet worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf Krankenhausmitarbeiter. Der Schwerpunkt der israelischen Angriffe lag wie schon in den vergangenen Tagen in der Flüchtlingssiedlung Dschabaliya im Norden des Gazastreifens.
Der IGH hatte Israel am Freitag zu einer sofortigen Beendigung der Militäroffensive in Rafah verpflichtet. Mit der Entscheidung entsprach das höchste Gericht der Vereinten Nationen in Den Haag einer Forderung Südafrikas. Nach Auffassung der Richter ist die humanitäre Lage in Rafah inzwischen desaströs. Zusätzliche Maßnahmen seien nötig, um weiteren Schaden für die Zivilbevölkerung abzuwenden.
Seit Anfang Mai führt die israelische Armee trotz internationaler Warnungen Angriffe auf Rafah durch. Nach UN-Angaben wurden seit dem 6. Mai rund 800.000 Binnenflüchtlinge aus der Stadt in die Küstenregion Al-Mawasi vertrieben. Zuvor hatten 1,4 Millionen Menschen in Rafah nahe der Grenze zu Ägypten Zuflucht gesucht. Viele von ihnen waren vor den israelischen Angriffen aus dem Norden des Gazastreifens in den Süden geflohen.