Polizeigewalt gegen ultraorthodoxe Juden in Israel / Photo: DPA (dpa)
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In Israel sind trotz Protesten weitere Tausende Einberufungsbescheide an ultraorthodoxe Juden ergangen. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant habe die Empfehlung der israelischen Armee genehmigt, „zusätzliche 7000 Einberufungsbefehle für die Überprüfung und Bewertung von ultraorthodoxen Wehrpflichtigen in der kommenden Phase zu erteilen“, erklärte sein Ressort am Montag. Diese soll demnach „in den kommenden Tagen“ beginnen.

Eine erste Welle von 3000 zuvor gerichtlich verfügten Wehrdienstverpflichtungen war im Juli verschickt worden. Daraufhin war es zu massiven Protesten streng religiöser Männer gekommen. Die neuen Bescheide erfolgen zu einer Zeit, in der Israel seinen brutalen Vernichtungskrieg gegen die Menschen im Gazastreifen auf den Libanon ausweitet und auf Truppennachschub angewiesen ist.

Im Juni hatte der Oberste Gerichtshof des Landes in einem historischen Urteil die Einberufung ultraorthodoxer Juden zum Wehrdienst angeordnet. Damit reagierte das Gericht auf mehrere Anträge zivilgesellschaftlicher Gruppen, die eine Wehrpflicht für ultraorthodoxe Männer gefordert hatten. Die Entscheidung war inmitten heftiger Debatten um deren bestehende Befreiung vom Wehrdienst gefallen.

Hunderttausende israelische Reservisten werden seit Beginn des Vernichtungskriegs im Gazastreifen, im Westjordanland und an der Grenze zum Libanon eingesetzt - zunächst entlang der Nordgrenze, seit Anfang Oktober auch mit Bodentruppen für die Invasion im Südlibanon.

Fast 1,3 Millionen Ultraorthodoxe in Israel

Die seit Israels Staatsgründung im Jahr 1948 geltende Ausnahmeregelung sorgt seit Jahren für Streit zwischen den Parteien. In Israel ist der Militärdienst verpflichtend. Männer müssen 32 Monate in der Armee dienen. Frauen werden für zwei Jahre einberufen. Jedoch können ultraorthodoxe Juden, die sich in einer religiösen Jeschiwa-Schule Vollzeit dem Studium der heiligen Schriften widmen, davon befreit werden.

Während die Ausnahmeregelung zur Zeit der Staatsgründung Israels nur rund 400 Jeschiwa-Studenten betraf, wurden auf ihrer Grundlage allein im vergangenen Jahr 66.000 ultraorthodoxe Juden im Alter zwischen 18 und 26 vom Militärdienst befreit. Frauen dieser religiösen Strömung sind automatisch vom Militärdienst ausgeschlossen.

Laut der israelischen Statistikbehörde zählen etwa 13 Prozent der jüdischen Bevölkerung Israels zu den Ultraorthodoxen, den sogenannten Cheredim. Das sind fast 1,3 Millionen Menschen bei einer Gesamtbevölkerung von zehn Millionen israelischen Staatsbürgern. Sie halten sich an eine strenge Auslegung der jüdischen Tradition und leben in Israel und anderswo weitgehend in abgeschiedenen Gemeinschaften.

TRT Deutsch und Agenturen