Ministerpräsident Mustafa al-Kasimi in einer Fernsehansprache dem Drohnenangriff (Reuters)
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Der irakische Ministerpräsident Mustafa al-Kadhemi hat einen Drohnenangriff auf seine Residenz unbeschadet überstanden. Der Regierungschef sei bei dem „fehlgeschlagenen Attentat“ in der Grünen Zone von Bagdad nicht verletzt worden, teilte sein Büro am Sonntag mit. Al-Kadhemi selbst erklärte im Onlinedienst Twitter, es gehe ihm gut. Er rief „zum Wohle des Irak“ zu „Ruhe und Zurückhaltung“ auf. Die US-Regierung verurteilte den „offensichtlichen Terrorakt“. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen waren in der Nacht zum Sonntag drei mit Sprengladungen versehene Drohnen in Richtung der Grünen Zone gestartet. Zwei von ihnen wurden demnach im Flug abgeschossen, die dritte schlug in al-Kadhemis Residenz ein und verletzte zwei Personenschützer. Auf vom Büro des Regierungschefs veröffentlichten Fotos waren eine herausgerissene Holztür, Trümmer und eine beschädigte Außentreppe zu sehen.

US-Regierung spricht von einem „offensichtlichen Terrorakt“

„Mein Haus war das Ziel eines feigen Angriffs“, erklärte al-Kadhemi später in einem in den Onlinenetzwerken veröffentlichten Video. „Auf feigen Raketen und Drohnen baut man keine Nationen auf.“ Es war der erste Anschlag auf die Residenz des seit Mai 2020 regierenden Ministerpräsidenten. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Die US-Regierung verurteilte den Angriff und sprach von einem „offensichtlichen Terrorakt“, der sich „gegen das Herz des irakischen Staates“ richte. Washington habe den irakischen Sicherheitskräften Unterstützung bei der Aufklärung des Angriffs angeboten, erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price. Nach dem Vorfall wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen zahlreiche Sicherheitskräfte in die stark abgesicherte Grüne Zone in der irakischen Hauptstadt entsandt, in der auch die US-Botschaft und mehrere Regierungsgebäude liegen. In und um die Zone werden immer wieder Anschläge verübt. Ende Oktober waren in einem angrenzenden Viertel drei Raketen eingeschlagen, verletzt wurde dabei niemand.

125 Verletzte bei Demo gegen das Wahlergebnis

Im Irak gibt es seit der Parlamentswahl im Oktober starke politische Spannungen. Am Samstag protestierten mehrere hundert Anhänger pro-iranischer Gruppen in Bagdad gegen das Wahlergebnis. Einige verbrannten dabei ein Porträt des Regierungschefs und bezeichneten ihn als „Kriminellen“. Am Freitag waren bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei mindestens ein Mensch getötet und 125 weitere verletzt worden. Bei der Wahl hatte der politische Arm des Haschd-al-Schaabi-Netzwerks pro-iranischer Milizen vorläufigen Ergebnissen zufolge zahlreiche Parlamentssitze verloren. Anführer des Haschd-Netzwerks fochten das Ergebnis an.

Hilfsmission der UN ruft „alle Seiten“ zur „Deeskalation“ auf

Großer Gewinner der Abstimmung war den vorläufigen Ergebnissen zufolge die Bewegung des einflussreichen schiitischen Geistlichen Moktada al-Sadr, der als nationalistisch und Iran-kritisch auftritt. Al-Sadr bezeichnete das Attentat auf den Regierungschef als Angriff „gegen den Irak und das irakische Volk“. Staatschef Barham Salih forderte „eine einheitliche Haltung gegenüber den bösen Akteuren, die versuchen, die Sicherheit dieses Landes und die Sicherheit seiner Bevölkerung zu gefährden“. Die Hilfsmission der Vereinten Nationen für den Irak (Unami) rief „alle Seiten“ zur „Deeskalation“ und zum „Dialog“ auf, „um die politischen Spannungen abzubauen und das nationale Interesse des Irak zu wahren“.

AFP