Die israelischen Angriffe auf die UN-Friedenstruppe im Libanon (UNIFIL) könnten nach Angaben von UN-Generalsekretär António Guterres Kriegsverbrechen darstellen. „Das Personal der UNIFIL und ihre Einrichtungen dürfen niemals angegriffen werden“, betonte Guterres am Sonntag in einer Erklärung. „Angriffe auf Friedenstruppen verstoßen gegen das Völkerrecht ... (und) können ein Kriegsverbrechen darstellen“.
Am Sonntag warf die UN-Mission der israelischen Armee vor, mit Panzern in eine Stellung der Blauhelmsoldaten im Südlibanon eingedrungen zu sein. Zwei israelische Panzer hätten das Haupttor des Stützpunktes in der Gegend von Ramia zerstört und seien „gewaltsam“ eingedrungen, hieß es in einer Erklärung von UNIFIL. Nach 45 Minuten seien die israelischen Soldaten wieder abgezogen.
Die UNIFIL beklagte zudem, am Samstag hätten Soldaten der israelischen Armee „eine entscheidende logistische Bewegung der UNIFIL in der Nähe von Mais al-Dschabal blockiert und ihr den Weg versperrt“. UNIFIL forderte die israelischen Behörden auf, Erklärungen zu liefern und sprach von „schockierenden Verstößen“.
Die UNIFIL-Friedenstruppe ist seit 1978 im Libanon stationiert, sie umfasst mehr als 10.000 Soldaten und Zivilkräfte. Durch die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats aus dem Jahr 2006 wurden die Aufgaben der Blauhelmtruppe deutlich erweitert. Die Friedenstruppe erhielt den Auftrag, einen nach einem damaligen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah erreichten Waffenstillstand im Grenzgebiet zu kontrollieren und die libanesische Armee beim Grenzschutz zu unterstützen.
Die israelische Armee führt derzeit massive Luftangriffe auf den Libanon durch. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hisbollah-Miliz, doch es werden auch Wohngebiete getroffen. Seit Ende September meldeten die Behörden im Libanon mehr als 2.306 Tote und rund 10.698 Verletzte. Demnach befinden sich 1,2 Millionen Menschen auf der Flucht.