Ein palästinensischer Vater hat nach Klinikangaben bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen seine nur wenige Tage alten Zwillinge sowie Ehefrau und Schwiegermutter verloren. Ein Sprecher des Al-Aksa-Krankenhauses bestätigte, am frühen Dienstag seien die Leichen einer jungen Frau, zweier Säuglinge und einer älteren Frau in die Klinik gebracht worden. Ihr Haus in Deir al-Balah sei von einer israelischen Granate getroffen worden.
Der Vater Mohammed Abu al-Kumsan sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Zwillinge seien am Samstag zur Welt gekommen. Er habe am Dienstag das Haus verlassen, um Geburtsurkunden für die Kinder ausstellen zu lassen. Ein Verwandter habe ihn dann angerufen und darüber informiert, dass seine Frau, Kinder und Schwiegermutter in seiner Abwesenheit bei einem israelischen Bombardement getötet worden seien.
„Warum haben sie das Haus angegriffen, wenn sie wussten, dass wir Zivilisten sind?“ Seine Frau sei Ärztin gewesen, er selbst habe vor seiner Rückkehr in den Gazastreifen in den Vereinigten Arabischen Emiraten gearbeitet. „Sie haben mir alles genommen - mein Haus, meine Familie, meine Frau und meine beiden Kinder“, sagte der verzweifelte Mann. „Wie soll ich jetzt weiterleben?“
Humanitäre Krise in Gaza
Israel startete nach dem Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher Zehntausende Zivilisten getötet.
Israel stoppte die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom und startete zugleich massive Luftangriffe. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein.
Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Mittlerweile ist die Infrastruktur in Gaza fast komplett zerstört und es gibt kaum noch unbeschädigte Gebäude. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.
Von den 36 Krankenhäusern in Gaza sind nur noch 16 teilweise in Betrieb. Zudem leidet laut Hilfsorganisationen ein Großteil der rund zwei Millionen Menschen an Infektionskrankheiten, die aktuell nicht behandelt werden können.
Palästinensischen Angaben zufolge wurden seit dem 7. Oktober mehr als 39.600 Palästinenser getötet – die meisten davon Frauen und Minderjährige. Rund 92.000 Menschen wurden demnach verletzt. Die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt, da vermutlich noch Tausende Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Zudem sollen rund 10.000 Palästinenser von israelischen Soldaten verschleppt worden sein.