Israel Militär will vom kommenden Sonntag an rund 1.000 ultraorthodoxe Männer im Alter von 18 bis 26 Jahren Einberufungsbefehle verschicken. Das sagte Verteidigungsminister Joav Galant nach Angaben des Kan-Radios. Ultraorthodoxe Israelis waren bis vor kurzem von der Wehrpflicht befreit.
Die Ausnahmeregelung galt jahrzehntelang, lief jedoch aus. Der Regierung gelang es nicht, ein Gesetz zu verabschieden, um die Erleichterungen für die ultraorthodoxen Juden zu zementieren. Der Oberste Gerichtshof erließ kürzlich ein Urteil, wonach ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst einzuziehen sind.
Die israelische Armee plant, in diesem Jahr in drei Schüben 3.000 Ultraorthodoxe einzuziehen. Angesichts des monatelangen Vernichtungskrieges im Gazastreifen warnt sie eindringlich vor einem drastischen Mangel an kampffähigen Soldaten.
Zudem empfinden es viele Israelis als ungerecht, dass ultraorthodoxe Juden bislang keinen Dienst an der Waffe leisten sollten und von gefährlichen Kampfeinsätzen ausgenommen waren. Viele Ultraorthodoxe empfinden den Militärdienst als Bedrohung ihres frommen Lebensstils, unter anderem weil Frauen und Männer gemeinsam dienen. Gegen die Verpflichtung zum Militärdienst hatten zuletzt Tausende Ultraorthodoxe auf der Straße demonstriert.
Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem 7. Oktober die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza bisher mehr als 38.800 Menschen durch die Angriffe Israels getötet. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.