Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist von ihrem Amtskollegen Israel Katz zu ihrem fünften Besuch in Israel empfangen worden. Bei dem Gespräch in Jerusalem am Mittwoch dürfte es auch um die angekündigte Bodeninvasion der israelischen Armee in Rafah im südlichen Gazastreifen gehen. Die Grünen-Politikerin hat angekündigt, auch die humanitäre Lage der Zivilbevölkerung in Gaza zur Sprache zu bringen.
In den vergangenen Tagen seien humanitäre Hilfslieferungen „erneut erschwert“ worden, hatte Baerbock am Vortag bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem Außenminister der Palästinensischen Gebiete, Riad Malki, in Berlin gesagt – ohne dabei Israel namentlich zu nennen.
Am Mittwochnachmittag wollte Baerbock auch zu getrennten Gesprächen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sowie Oppositionsführer Jair Lapid zusammenkommen. Eine Unterredung mit Staatspräsident Izchak Herzog war für Donnerstag geplant. Auch bei diesen Gesprächen dürften die mögliche Bodeninvasion der israelischen Armee sowie die humanitäre Lage im blockierten Gazastreifen eine wichtige Rolle spielen.
Baerbock hat Israel aufgefordert, für „Schutzkorridore“ zu sorgen, damit sich die Zivilbevölkerung in Rafah „in Sicherheit“ bringen kann. Zudem verlangte sie, dass Israel die Lieferung von mehr humanitärer Hilfe in den Gazastreifen zulässt. An diesem Freitag wird Baerbock auf der Münchner Sicherheitskonferenz erwartet. Der israelische Vernichtungskrieg gegen Gaza wird auch dort neben dem Ukraine-Krieg eines der Hauptthemen sein.
Israels Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem 7. Oktober die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel seitdem behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Nun sollen sie laut Israel auch den Süden räumen, obwohl das Gebiet an der Grenze zu Ägypten liegt.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 28.570 Menschen getötet und Zehntausende verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Ein Großteil der Getöteten besteht aus Kindern und Frauen.