Bei einem erneuten Angriff der israelischen Armee auf das Flüchtlingslager Dschabalia im Gazastreifen sind nach Angaben der palästinensischen Hamas erneut Dutzende Menschen getötet und verletzt worden. (Others)
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Bei einem erneuten Angriff der israelischen Armee auf das Flüchtlingslager Dschabalia im Gazastreifen sind nach Angaben der palästinensischen Hamas wieder Dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Israelische Kampfflugzeuge hätten das Flüchtlingslager am Mittwoch erneut bombardiert, erklärte das Gesundheitsministerium im Gazastreifen. Israel machte zu dem neuen Angriff auf das bereits am Dienstag attackierte Lager zunächst keine Angaben.

Aufnahmen der französischen Nachrichtenagentur AFP von dem Lager Dschabalia zeigten große Zerstörungen durch den erneuten Angriff. Die Angaben des Gesundheitsministeriums zur Zahl der Toten und Verletzten konnten aber zunächst nicht unabhängig bestätigt werden.

Bei einer ersten Bombardierung des Flüchtlingslagers im Norden des Gazastreifens waren am Dienstag mindestens 47 Menschen getötet worden, wie AFP auf Bildern feststellen konnte. Die Hamas erklärte später, unter den Todesopfern seien auch sieben der von ihr aus Israel verschleppten Geiseln, drei von ihnen mit ausländischer Staatsbürgerschaft.

Nach palästinensischen Angaben wurden bei den israelischen Angriffen im Gazastreifen bisher mehr als 8.500 Menschen getötet, darunter vor allem Frauen und Kinder.

UN-Chef „entsetzt“ nach israelischem Angriff auf Flüchtlingslager

Mehrere UN-Vertreter reagierten am Mittwoch mit scharfer Kritik auf das israelische Vorgehen im Gazastreifen. UN-Generalsekretär António Guterres ließ über seinen Sprecher Stéphane Dujarric ausrichten, er sei „entsetzt“ über die eskalierende Gewalt - insbesondere mit Bezug auf „israelische Luftangriffe in Wohngebieten des dicht besiedelten Flüchtlingslagers Dschabalia“.

Der UN-Ausschuss für Kinderrechte forderte einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende des verheerenden Schadens, der dem Leben von Kindern in den besetzten palästinensischen Gebieten zugefügt werde. UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sprach mit Blick auf den Angriff auf Dschabalia von der jüngsten Grausamkeit, welche die Bevölkerung des Gazastreifens treffe.

Dschabalia ist nach UN-Angaben das größte Flüchtlingslager im von Israel belagerten Gazastreifen. Es ist Zufluchtsort für palästinensische Binnenflüchtlinge aus den Kriegen mit Israel seit 1948 und wird vom UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) betreut. Es handelt sich um ein sehr dicht besiedeltes Lager. Auf einer Fläche von 1,4 Quadratkilometern leben dort nach UN-Angaben 116.000 Flüchtlinge.

AFP-Reporter beobachteten unterdessen weitere israelische Panzer, die über die Grenze in den Norden des Gazastreifens fuhren. Bilder der israelischen Armee zeigten Soldaten, die zerbombte Häuser durchsuchten.

Jordanien, Saudi-Arabien und Bolivien frieren Beziehungen zu Israel ein

Jordanien und Saudi-Arabien haben die israelische Bombardierung des Lagers scharf verurteilt. Saudi-Arabien prangerte die „unmenschlichen Angriffe“ der „israelischen Besatzungstruppen“ auf das Flüchtlingslager an. Riad und Amman befanden sich auf dem Weg der Normalisierung ihrer Beziehungen zu Tel Aviv, die laut Medienberichten wegen der israelischen Angriffe auf die Palästinenser auf Eis liegen.

Jordanien zog unterdessen aus Protest gegen die israelische Angriffe im Gazastreifen seinen Botschafter aus Israel ab. Wenige Stunden zuvor hatte bereits Bolivien als erstes südamerikanisches Land seine diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen. Jordanien, das seit 1994 seine Beziehungen zu Israel normalisiert hat, gilt wie Ägypten seit Jahrzehnten als Vermittler im Nahost-Konflikt. Im Land leben zwei Millionen palästinensische Flüchtlinge.

Im Gazastreifen fiel am Mittwoch erneut die gesamte Internet- und Mobilfunkkommunikation aus. Das teilte die palästinensische Kommunikationsgesellschaft Paltel mit. Die Internetüberwachungsseite NetBlocks bestätigte eine Unterbrechung der Internetverbindung. Es ist bereits der zweite Ausfall dieser Art im Gazastreifen binnen einer Woche und verschärft die israelische Totalblockade des Gazastreifens. Israel stoppte zuletzt die Versorgung Gazas mit Lebensmitteln, Wasser, Strom und Treibstoff. Einige Krankenhäuser mussten bereits den Betrieb einstellen, weil neben Energie auch medizinische Hilfsmittel fehlen.

TRT Deutsch und Agenturen