Wenige Tage nach der Wahl von Ali Bongo Ondimba zum Präsidenten in Gabun hat das Militär die Macht an sich gerissen. Die Wahlergebnisse seien gefälscht, sagte eine Gruppe von Offizieren am Mittwochmorgen im Staatsfernsehen. Staatliche Institutionen seien ab sofort aufgelöst, die Wahlergebnisse annulliert und die Grenzen des Landes geschlossen, hieß es von Seiten der Gruppe, die sich als Ausschuss für Übergang und Wiederherstellung von Institutionen (CTRI) bezeichnete. Die CTRI habe beschlossen, dem „derzeitigen Regime ein Ende zu setzen“, sagte einer der Offiziere.
Nach dem Militärputsch wurde der bisherige Präsident Ondimba festgesetzt. Bongo befinde sich im Kreise seiner Familie und Ärzte im Hausarrest, teilten die Anführer des Staatsstreichs am Mittwoch im Staatsfernsehen mit. Einer seiner Söhne sei wegen „Hochverrats“ festgenommen worden, gaben sie weiter bekannt.
Der bisherige Präsident Bongo selbst rief in einem in Onlinemedien veröffentlichten undatierten Video seine „Freunde“ dazu auf, ihn zu unterstützen und in Bezug auf „die Leute hier, die mich und meine Familie festgenommen haben (...) Krach“ zu machen. Der 64-Jährige sagt auf den Aufnahmen, er sei in seiner „Residenz“, seine Frau und sein Sohn seien hingegen „irgendwo“.
Wahlbehörde hatte Bongo zum Wahlsieger erklärt
Wenige Stunden zuvor hatte die Wahlbehörde Bongo mit 64,27 Prozent der Stimmen zum Sieger der Wahl erklärt. Bongos größter Herausforderer, Albert Ondo Ossa, erhielt demnach 30,77 Prozent der Stimmen. Es würde sich um die dritte Amtszeit Bongos handeln, dessen Familie seit mehr als 50 Jahren regiert. Ali Bongo hatte das Amt 2009 von seinem Vater Omar Bongo übernommen, der von 1967 bis zu seinem Tod regiert hatte. Die Bevölkerung Gabuns, etwa 2,3 Millionen Menschen, lebt trotz Öl-Reichtums großteils in Armut. Nach Angaben der Weltbank waren im Jahr 2020 fast 40 Prozent der Gabuner im Alter von 15 bis 24 Jahren arbeitslos.
Die Abstimmung vom 26. August hatte für Kritik gesorgt. Während der Auszählung der Stimmen hatte die Regierung am Wochenende den Internetzugang gesperrt, eine Ausgangssperre von 19.00 bis 6.00 Uhr verhängt und mehreren französischen Rundfunksendern die Ausstrahlung verboten. Die Wahl war zudem durch das Fehlen internationaler Beobachter geprägt. Anfragen ausländischer Journalisten auf Akkreditierung wurden systematisch abgelehnt.
Eine andere Gruppe meuternder Soldaten unternahm im Januar 2019 einen Putschversuch, während sich Bongo in Marokko von einem Schlaganfall erholte, wurde aber schnell überwältigt.
Mehrere afrikanische Länder weiterhin instabil
Seit der Rückkehr des Landes zu einem Mehrparteiensystem im Jahr 1990 endete jede Wahl mit Gewalt. Bei Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Demonstranten im Anschluss an die Wahl 2016 wurden nach offiziellen Angaben vier Menschen getötet. Die Opposition erklärte, die Zahl der Todesopfer sei weitaus höher.
Aus Angst vor erneuter Gewalt nach den Wahlen reisten viele Menschen in der Hauptstadt zu ihren Familien in anderen Teilen des Landes oder verließen das Land. Andere legten Lebensmittelvorräte an oder verstärkten die Sicherheitsvorkehrungen in ihren Häusern.
Vor knapp einem Monat setzte die Präsidentengarde im Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum ab. Zuvor hatte auch in Mali und Burkina Faso das Militär die Macht übernommen.