Im Streit mit dem Spieleentwickler Epic Games fürchtet Apple um sein App-Store-Geschäft. Dieses könne bröckeln, wenn der iPhone-Konzern den Machern des populären Online-Games „Fortnite” ihren Verstoß gegen die Regeln der Plattform durchgehen ließe. Würde das Verhalten der Spielefirma Epic Games toleriert, „würde das allen Entwicklern zeigen, dass sie die Verpflichtungen ignorieren können, die sie mit ihren Verträgen mit Apple eingingen”, erklärte Konzernmanager Phil Schiller in einer Stellungnahme im Gerichtsverfahren mit dem „Fortnite”-Anbieter am Freitag. Dies könne das gesamte Geschäftsmodell und Ökosystem des App Store erschüttern.
Epic Games wollte sich nicht mehr an die Vorgabe halten, dass virtuelle Artikel in dem Spiel auf iPhones und iPads nur über das System der In-App-Käufe von Apple angeboten werden können, bei dem Apple 30 Prozent vom Kaufpreis einbehält. Wie aus von Apple veröffentlichten E-Mails hervorgeht, forderte Epic-Chef Tim Sweeney Apple zunächst Ende Juni auf, das für alle Entwickler zuzulassen.
Apple begründet App-Store-Zwang mit Verbraucherschutz
Nachdem der Konzern diese Forderung ablehnte, brachten die Entwickler in die App zusätzlich die Möglichkeit ein, die Artikel auch direkt bei Epic zu kaufen. Laut Apple wurde dafür eine versteckte Funktionalität in der Anwendung aktiviert, die Epic an den App-Prüfern des Konzerns vorbeigeschmuggelt hatte. Noch am selben Tag warf Apple „Fortnite” unter Verweis auf den Regelverstoß aus dem App Store. Nutzer, die die App bereits auf ihren Geräten haben, können sie weiterhin nutzen – und die Artikel auch günstiger direkt bei Epic kaufen.
Apple erklärt, die Vorschrift, das System der In-App-Käufe nutzen zu müssen, solle Verbraucher schützen. Epic verklagte Apple mit dem Vorwurf unfairen Wettbewerbs.
Der iPhone-Konzern warf die „Fortnite”-Firma auch aus seinem Entwicklerprogramm, was in Zukunft die Weiterentwicklung der Grafik-Technologie Unreal Engine von Epic für iPhones und iPads behindern wird.
Epic will den Rauswurf aus dem Entwicklerprogramm mit einer einstweiligen Verfügung verhindern. Apple entgegnete am Freitag, es gebe keine Grundlage für eine einstweilige Verfügung, da Epic Games sich selbst mit einer Vertragsverletzung in Probleme gebracht habe.
Microsoft stellt sich auf die Seite von Epic Games
Der Technologieriese Microsoft schlägt sich im Streit zwischen Apple und „Fortnite” auf die Seite des populären Videospiels. Der Windows-Hersteller warnte am Sonntag vor den negativen Folgen für die Entwicklung auch anderer Spiele, falls Apple der „Fortnite”-Entwicklerfirma Epic Games keinen Zugriff mehr auf die Programmierwerkzeuge des iPhone-Konzerns gewähren sollte. Damit könnte sich der Streit zwischen Apple und „Fortnite” letztlich auf die gesamte Spielebranche auswirken.
Hintergrund ist, dass Epic Games auch die sogenannte Unreal Engine entwickelt – ein Grafik-Programmiergerüst, das die visuelle Darstellung der 3D-Welten ermöglicht und bei zahlreichen Spielen zum Einsatz kommt, unter anderem auch bei solchen von Microsoft. Im Mitte August offen ausgebrochenen Streit zwischen Apple und den „Fortnite”-Machern hatte Apple zuletzt damit gedroht, Epic Games den Zugang zu seinen Programmbibliotheken zu verwehren, womit die Unreal Engine nicht mehr unterstützt werden könnte.
Der Konflikt könnte die Spielebranche teilen
Die Unreal Engine sei eine „kritische Technologie für zahlreiche Spieleentwickler, darunter Microsoft”, heißt es in einer bei Gericht im US-Bundesstaat Kalifornien eingereichten Erklärung des Windows-Herstellers. Dass Apple Epics Möglichkeiten einschränke, die Grafik-Engine für iOS und macOS zu unterstützen, „schadet Spieleentwicklern und Spielern”, schrieb Kevin Gammill, der bei Microsoft für diesen Bereich verantwortlich ist.
Gammill warnte unter anderem, dass Spieleentwickler künftig gezwungen wären, sich entweder für die kostspielige und aufwendige Entwicklung einer eigenen Grafik-Engine zu entscheiden, sich alternativ von den Apple-Betriebssystemen zu verabschieden oder als dritte Möglichkeit die Entwicklung komplett einzustellen. Apples Einschränkung der Unreal Engine könne sich zudem negativ auf Spiele auswirken, die bereits auf iOS- oder macOS-Geräten installiert sind.
Streitthema App-Store und Provisionen
Der Streit zwischen Apple und den „Fortnite”-Machern hatte sich daran entzündet, dass Epic Games ein Update veröffentlicht hatte, das die teilweise sehr hohen Abgaben an Apple ebenso wie an Google aushebeln sollte und damit eine Debatte auslöste, in welchem Ausmaß große Plattformen die Regeln der digitalen Welt bestimmen. Denn das Update von Epic Games sah ein eigenes Bezahlsystem vor, das Apples App Store und Googles Play Store umgeht – und damit die bis zu dreißigprozentigen Provisionen, die die zwei Plattformbetreiber verlangen.
Epic hat dabei vor allem Apple als Feindbild auserkoren, denn auf Googles Plattform, gibt es die Möglichkeit Software außerhalb der Plattform zu laden. Die „Fortnite"-Macher reichten deshalb eine Klage gegen den iPhone-Konzern wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht ein. Apple war bereits in den vergangenen Monaten wegen der Regeln in seinem App Store verstärkt unter Druck geraten. Denn auf den Mobilgeräten des Konzerns lassen sich Apps ausschließlich per App-Store herunterladen und installieren.
Epic hat mit „Fortnite” eine zahlenmäßig beeindruckende Anhängerschaft im Rücken. Die Zahl der Nutzer hat nach Unternehmensangaben inzwischen 350 Millionen erreicht. Ein Teil des Erfolgs des Spiels, das auch im „eSports”-Bereich beim wettbewerbsmäßigen Spielen um Preisgelder teils in Millionenhöhe eine Rolle spielt, basiert dabei darauf, dass es auf zahlreichen Plattformen gespielt werden kann – unabhängig davon, ob die Spieler beispielsweise an einem Computer, an einer Spielekonsole oder an einem Tablet sitzen.