Russlands Präsident Wladimir Putin bringt Türkiye als möglichen Knotenpunkt für Gaslieferungen nach Europa ins Spiel. Die eigentlich für die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 vorgesehenen Gasmengen könnten über die Schwarzmeer-Region in Türkiye geleitet werden, schlug der Präsident am Mittwoch in Moskau vor. Der Transport könnte über die Pipline TurkStream erfolgen.
Türkiye könnte dann der größte Verteiler für Gas, das für Europa vorgesehen sei, eingerichtet werden. „Das heißt, natürlich, wenn unsere Partner daran interessiert sind“, schränkte Putin ein. Zudem müsse das Projekt wirtschaftlich machbar sein.
„Künstliche“ Interventionen auf den Energiemärkten würden nicht funktionieren, fügte Putin hinzu. Auch könne der Einsatz von Reserven das Energieproblem nicht lösen.
Der türkische Energieminister Fatih Dönmez sagte, die Idee höre er zum ersten Mal. Allerdings sollte der Vorschlag diskutiert werden, sagte er auf derselben Konferenz. Auch der Chef des russischen Gas-Riesen Gazprom, Alexei Miller, sprach von der Möglichkeit eines neuen Knotenpunktes für russisches Erdgas in Türkiye. Sowohl Putin als auch Miller erklärten zudem, über die intakten Teile der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 könnte Gas nach Europa geliefert werden.
Der Ball liege im Feld der EU, sagte Putin. Diese müsse erklären, ob sie dies wünsche. „Wir stehen bereit, im Zeitraum Herbst-Winter weitere Volumina zu liefern.“ Vergangenen Monat waren die Nord-Stream-Pipelines vor der dänischen und schwedischen Küste durch Explosionen beschädigt worden. In Europa und Russland geht man von Sabotage-Akten aus. Die Regierung in Moskau sieht die USA als Nutznießer, da die Vereinigten Staaten Flüssigerdgas (LNG) nach Europa liefern. Türkiye strebt eine Vermittlerrolle im Ukraine-Krieg an, während die Staaten des Westens wie etwa Deutschland Sanktionen gegen Russland verhängt haben und versuchen, sich von russischem Erdgas unabhängiger zu machen.