Blackberry-Telefonen mit den betagten hauseigenen Betriebssystemen des Smartphone-Pioniers schlägt die letzte Stunde. (AFP Archive)
Folgen

Für Blackberry-Telefone mit den betagten hauseigenen Betriebssystemen des Smartphone-Pioniers schlägt die letzte Stunde. Geräte mit den Betriebssystemen Blackberry OS 7.1 und 10 werden ab sofort nicht mehr verlässlich funktionieren, wie auch das Unternehmen zum Jahresausklang in Erinnerung rief. Weiterhin funktionieren werden neuere Blackberry-Smartphones, die mit dem Betriebssystem Android laufen. Auf die Google-Software ist das kanadische Unternehmen 2015 umgestiegen, nachdem das Blackberry-10-System auf dem Markt gescheitert war. Der Abstieg von BlackBerry gilt als Symbol für den Wandel der Tech-Branche. Wenn Nokia einst der König der Mobiltelefone war, könnte man das kanadische Unternehmen als ehemaligen Goldstandard für Smartphones bezeichnen. Noch nach der Vorstellung des ersten iPhones und Android-Smartphones wurden Millionen Blackberry-Geräte verkauft. Die Smartphones mit der ikonischen Tastatur wurden als Statussymbol verstanden und haben bis heute Fans, die sich nach einem neuen Blackberry-Smartphone sehnen. BlackBerrys Erfolgsrezept funktionierte nicht mehr BlackBerrys Erfolgsrezepte waren das schlichte und seriöse Design, die Bedienerfreundlichkeit sowie die durchdachte Tastatur. Damit waren die Geräte wie geschaffen für Geschäftsleute und Vieltipper. Mit dem Keyboard konnten die Nutzer auch außerhalb des Büros arbeiten oder schreiben. Im Grunde waren BlackBerrys kleine Computer. Nutzer konnten schnell auf E-Mails und Kurznachrichten antworten, im Internet surfen und - nicht zu vergessen - mit dem hauseigenen BlackBerry Messenger in Echtzeit chatten. Damit boten die BlackBerrys alles, was man auch von heutigen Smartphones kennt. Doch die Nachfrage brach innerhalb von wenigen Jahren ein und bereits 2016 stellte BlackBerry keine eigenen Geräte mehr her. Das Unternehmen, das eigentlich für ihre Innovationen bekannt war, hatte die Konkurrenz unterschätzt und die Trends verpasst. Schnell wurden Apple-Smartphones zum neuen Statussymbol für Käufer und Android-Handys boten deutlich mehr Features als BlackBerry-Geräte. iPhones und Android-Geräte boten den Menschen am Ende schlicht mehr als BlackBerry-Handys. Die neuen Smartphones hatten große Touchscreens und zudem mehr Apps zur Auswahl. Die neuen Geräte waren nicht nur leistungsstarke mobile Computer, sondern auch passable Digitalkameras und Musikplayer. Damit wurden die Geräte massentauglich und ein Boom für Smartphones folgte. Fehleinschätzungen und vergebliche Comeback-Versuche Diesen Boom konnten die Kanadier jedoch nicht für sich nutzen. BlackBerry setzte zu diesem Zeitpunkt immer noch auf physische Tastaturen und auf das altbewährte Konzept des Business-Handys. Mit dem Geschäftskunden-Fokus nahm das kanadische Unternehmen weder die Apple-Produkte noch Android-Telefone als Konkurrenz wahr. Zudem waren die neuen Smartphones deutlich teurer als BlackBerry-Geräte. Die Überlegungen des Unternehmens stellten sich aber als eine fatale Fehleinschätzung heraus. BlackBerry reagierte auf seinen schleichenden Niedergang mit neuen Funktionen und Geräten, dabei wurden zuletzt auch äußerst interessante Geräte wie das BlackBerry Passport oder Classic veröffentlicht. Selbst eine Android-App-Unterstützung wurde vorgestellt. Doch gebracht haben diese Bemühungen nicht sonderlich viel, wie die Einstellung des Blackberry-Betriebssystems deutlich macht. Die Kanadier hatten schlicht zu langsam und zu spät auf die Veränderungen in der Nachfrage reagiert. BlackBerry versuchte ein erneutes Comeback mit hauseigenen Android-Smartphones, aber auch die Android-BlackBerrys blieben allesamt erfolglos. Letztendlich gab das Unternehmen auf und lizenzierte 2016 den Markennamen an den chinesischen Tech-Konzern TCL. TCL gibt auf - OnwardMobility als nächster dran? Der chinesische Konzern versucht nun, mit mehreren BlackBerry-Smartphones vergebens an den Erfolg der vergangenen Tage anzuknüpfen. Die Geräte wurden von TCL designt und hergestellt, die Software dazu lieferte das kanadische Unternehmen selbst. Doch auch diese Zusammenarbeit brachte nicht den erhofften Erfolge. Nach nur vier veröffentlichten Geräten hat TCL die Zusammenarbeit auslaufen lassen und baut seitdem ebenfalls keine Blackberry-Telefone mehr. Wo TCL aufgegeben hat, will die texanische Firma OnwardMobility weitermachen. Die Texaner kündigten an, den Markennamen mit einem neuen Gerät reanimieren zu wollen. Geplant war für Juni 2021 ein neues BlackBerry mit neuester Technik und 5G-Unterstützung, doch OnwardMobility ließ die angekündigte Frist ohne ein vorgestelltes Produkt verstreichen. Ob und wann Fans ein neues Smartphone unter der Marke BlackBerry erwerben können, bleibt daher ungewiss. BlackBerry selbst hat seine Smartphone-Sparte längst abgeschrieben und versteht sich nun als Software-Unternehmen für Geschäftskunden. Darin sind die Kanadier immerhin noch äußerst erfolgreich.

TRT Deutsch und Agenturen