Deutsche Luftwaffe Airbus A310 "Kurt Schumacher" fliegt in die chinesische Stadt Wuhan (AFP)
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Ein Flugzeug der Bundeswehr hat mehr als 120 Deutsche und andere Staatsbürger aus der schwer vom Coronavirus betroffenen Metropole Wuhan in China ausgeflogen.

Nach der Rückholaktion kommen die Passagiere für 14 Tage in Quarantäne. Die Epidemie in China erlebte am Samstag den bisher höchsten Anstieg der Infektionen und Toten innerhalb eines Tages. Die Gesundheitskommission in Peking meldete einen Zuwachs um fast 2000 auf 11 791 Erkrankte. Die Zahl der Todesfälle kletterte um 46 auf 259.

In Deutschland steckte sich erstmals ein Kind an. Die Zahl der Fälle stieg auf sieben. Der Vater des Kindes ist ein infizierter Mann aus dem Landkreis Traunstein.

Wie das bayerische Gesundheitsministerium mitteilte, wurde zudem bei einem Mann aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck die Lungenkrankheit bestätigt. Er arbeitet wie die ersten fünf Infizierten beim Autozulieferer Webasto. Außerhalb der Volksrepublik wurden bisher in zwei Dutzend Ländern rund 150 Infektionen gezählt.

Für die Rückholung der Deutschen aus Wuhan startete der Airbus A 310 der Luftwaffe um 02.22 Uhr MEZ (09.22 Uhr Ortszeit) vom Flughafen des schwer von der Lungenkrankheit heimgesuchten Wuhan in Zentralchina, wie das Einsatzführungskommando berichtete. Die Maschine wird nach einem Zwischenstopp am Samstagmittag in Frankfurt/Main erwartet.

Kurz vor dem Start machte sich Erleichterung breit: „Glücklich am Gate zu sein“, berichtete eine Frau, die namentlich nicht genannt werden wollte, der Deutschen Presse-Agentur. Die Gruppe hatte sich schon am Vorabend am Flughafen versammelt und musste dort die Nacht verbringen. „War bis hier doch alles schon ganz schön anstrengend.“ Nach ihren Angaben wurden 126 Personen gezählt.


„Ok, jetzt geht es zurück nach Deutschland für unbestimmte Zeit“, sagte die Studentin Ann-Sophie Muxfeldt am Flughafen dem Norddeutschen Rundfunk.

„Man weiß eben nicht, wird es möglich sein zurückzukommen in nächster Zeit», sagte die Rostockerin, die seit September in Wuhan studiert hatte. „Ich bin wirklich sehr traurig. Ich konnte ja meinen ganzen Freunden nicht richtig ,Tschüss‘ sagen.“

Nach einem mehr als zehnstündigen Flug war die Maschine am frühen Morgen in Wuhan gelandet. Nach früheren Angaben sollten rund 90 Bundesbürger und etwa 40 andere Staatsbürger ausgeflogen werden. Für ihre 14-tägige Quarantäne ist eine zentrale Unterbringung in einer Ausbildungskaserne auf dem Luftwaffenstützpunkt Germersheim in Rheinland-Pfalz vorgesehen - 100 Kilometer vom Frankfurter Flughafen entfernt.

Auch die USA, Japan, Südkorea und andere Länder haben Staatsbürger aus Wuhan geholt oder planen Rückholaktionen.

Auslöser der Ansteckungen in Deutschland waren ein oder zwei chinesische Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto. Das Unternehmen nannte neben der bereits bekannten Frau auch einen Mann, der ebenfalls in Deutschland gewesen sei. Alle infizierten deutschen und chinesischen Mitarbeiter seien in längeren Meetings am Firmensitz der Zentrale in Stockdorf gewesen, berichtete das Unternehmen. Die infizierten Chinesen sind nach der Rückkehr in ihre Heimat erkrankt.

Das erste Kind, das sich in Deutschland angesteckt hat, liegt wie der Vater in einem Krankenhaus in Trostberg.

Die Ärzte gehen davon aus, dass die ganze Familie infiziert ist - sie wurde auf eigenen Wunsch zusammen untergebracht. Die anderen Mitglieder müssten aber noch nachgetestet werden. Der Mann habe drei Kinder im Alter zwischen einem halben Jahr und fünf Jahren.

Wegen der Lungenkrankheit ist China praktisch zum Stillstand gekommen. In der hart betroffenen Provinz Hubei wurden 45 Millionen Menschen abgeschottet. Alle Verkehrsverbindungen sind dort gekappt. Landesweit werden Überlandbusse gestoppt, Züge und Flüge reduziert. Die Ferien zum chinesischen Neujahrsfest wurden verlängert: Schulen, Universitäten und Kindergärten bleiben geschlossen, Fabriken stehen still und Büros sind verriegelt.

Nach Ikea oder H&M schließt auch Apple bis mindestens 9. Februar seine Läden.


dpa