Großbritanniens Außenminister David Cameron sieht Israel als als „Besatzungsmacht“ in der Pflicht, mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu ermöglichen. Bei einem Treffen mit dem israelischen Minister Benny Gantz habe er deutlich gemacht, welche Schritte Israel unternehmen müsse und wie besorgt das Vereinigte Königreich über einen möglichen Großangriff in Rafah im südlichen Gazastreifen sei, teilte Cameron am Mittwochabend bei der Plattform X (früher Twitter) mit. „Das sind harte, aber notwendige Gespräche.“
Er habe Israel erneut gedrängt, den Zugang von Hilfsgütern zu erhöhen. „Wir sehen noch immer keine Verbesserungen am Boden. Das muss sich ändern“, teilte Cameron mit. Es brauche eine sofortige humanitäre Pause, mehr Kapazitäten für die Verteilung von Hilfsgütern und einen verbesserten Zugang über den Land- und den Seeweg. Zudem müssten die für den Gazastreifen zugelassenen Hilfsgüter erweitert werden, etwa um Unterkünfte und Material, das zur Instandsetzung von Infrastruktur nötig sei.
Cameron hatte Israel bereits am Dienstagabend im britischen Parlament wegen der zunehmend katastrophalen humanitären Situation im Gazastreifen kritisiert. „Die Geduld muss deutlich abnehmen und es müssen eine ganze Reihe von Warnungen ausgesprochen werden“, hatte der konservative Politiker gesagt. Er habe bereits vor Wochen vor dem Ausbruch von Krankheiten und einer Hungersnot gewarnt. Dieser Punkt sei nun erreicht.
Israels Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem 7. Oktober die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Nun droht aber auch dort an der Grenze zu Ägypten ein Großangriff Israels. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 30.600 Menschen getötet und Zehntausende verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Getöteten handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.