Gaza: Dutzende Leichen sind von der israelischen Armee ohne Unterlagen zu deren Identität angeliefert worden. / Photo: AA (AA)
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Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen hat Israel einen „unmenschlichen“ Umgang mit den exhumierten Leichen getöteter Palästinenser vorgeworfen. Dutzende Leichen seien von der israelischen Armee ohne Unterlagen zu deren Identität angeliefert worden, erklärte das Ministerium am Donnerstag. Die israelische Armee selbst wies die Vorwürfe zurück und erklärte, Leichen seien „mit Würde und Respekt“ behandelt worden.

Den palästinensischen Gesundheitsbehörden zufolge schickte die israelische Armee am Mittwoch einen mit 88 Leichen von Palästinensern beladenen Container über die Grenze, „ohne jegliche Daten und Informationen, die bei der Identifizierung hilfreich sein könnten“. Die internationale Gemeinschaft müsse Israel dafür zur Verantwortung ziehen. Israel „hebt Gräber aus und stiehlt Leichen“ und sei „voll verantwortlich für den unmenschlichen und unethischen Umgang mit den Leichen“, erklärte das Gesundheitsministerium.

Die israelische Armee führt nach eigenen Angaben regelmäßig Leichen aus dem Gazastreifen aus, um zu untersuchen, ob darunter Leichen der von der Hamas entführten Geiseln sind. „Der Identifizierungsprozess der Geiseln, der an einem sicheren Ort durchgeführt wird, gewährleistet optimale professionelle Bedingungen und Respekt für die Verstorbenen“, erklärte die Armee.

In Chan Junis im Gazastreifen wurden am Donnerstag in blaue Säcke gehüllte Leichen aus einem Container geladen, um in einem Massengrab beerdigt zu werden, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) erklärte, es habe eine Beteiligung an der Überführung abgelehnt, da diese nicht den Vorschriften entsprochen habe.

„Es gibt keine Daten, keine Listen oder Hinweise zur Identifizierung dieser Leichen und wir haben keinerlei Informationen über sie“, sagte IKRK-Sprecher Hisham Mhanna. Er betonte, alle Familien hätten das Recht, über ihre verstorbenen Angehörigen informiert zu werden und diese auf respektvolle Art und Weise zu begraben.

Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza

Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bislang Zehntausende Zivilisten getötet.

Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die Hungertote fordert.

Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 41.500 Menschen getötet und mehr als doppelt so viele verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.

TRT Deutsch und Agenturen