21. Mai 2021: Gaza nach den israelischen Luftangriffen (AA)
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Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hat einer Journalistin wegen pro-palästinensischer Tweets nur 16 Tage nach ihrem ersten Arbeitstag gekündigt. „Es ist wirklich vernichtend“, kommentierte die jüdische Journalistin die Entscheidung in einem Telefoninterview mit der „Washington Post“ am Freitag.

Demnach begann Wilder am 3. Mai für AP zu arbeiten. Nach den israelischen Luftangriffen auf palästinensische Milizen kritisierte die junge Journalistin am 17. Mai die Berichterstattung von Medien zum Geschehen im Nahen Osten und warf diesen ein „wankelmütiges“ Verständnis von Objektivität vor.

„‚Israel‘ zu sagen und niemals ‚Palästina‘, oder ‚Krieg‘ zu sagen und nicht ‚Belagerung und Besetzung‘, das sind politische Entscheidungen. Und doch treffen die Medien genau diese Entscheidungen die ganze Zeit, ohne als parteiisch abgestempelt zu werden“, kritisierte Wilder. Online-Kampagne für Entlassung der Journalistin
Nur einen Tag später begann eine Petition gegen die Journalistin, die von einer Gruppe namens „Republikaner der Universität Stanford“ initiiert wurde: Mit Verweis auf bereits früher veröffentlichte pro-palästinensische Tweets von Wilder stellte die Gruppe ihre Beschäftigung bei AP infrage.

Zudem sei die Journalistin als Studentin an der Universität Stanford in Studentenvereinigungen wie „Jüdische Stimme für Frieden“ und „Studenten für Frieden in Palästina“ aktiv gewesen, die sich unter anderem für umstrittene Boykottkampagnen gegen Israel stark machen. Das Fazit der „Republikaner der Universität Stanford“: Wilder sei eine „anti-israelische Unruhestifterin“.

Nach dieser Kritik häufte sich die Zahl an Medien, die AP für das Einstellen der jungen Journalistin kritisierten – darunter auch der konservative Sender „Fox News“. Wie ein AP-Sprecher erklärt haben soll, hätte die Journalistin während ihrer Zeit bei der Nachrichtenagentur gegen deren Social-Media-Richtlinien verstoßen und sei deswegen entlassen worden. AP-Mitarbeitern soll es nicht erlaubt sein, ihre Meinungen zu heiklen Themen öffentlich zu äußern.

Wilder beklagt „billiges Mobbing“

Laut Wilder ist die Entscheidung der AP „das Ergebnis der gegen mich gerichteten Kampagne“. „Für mich fühlt es sich an, als ob AP den lächerlichen Forderungen und dem billigen Mobbing von Organisationen und Einzelpersonen nachgegeben hat“, teilte sie der „Washington Post“ mit.

Doch der Druck der Medien scheint die Journalistin nicht von weiterem Engagement abzuhalten. „Ja, ich hatte Meinungen während meiner Zeit an der Universität. Und ja, ich habe immer noch Meinungen, weil sie jeder hat“, sagte sie. „Ich habe all das nie geleugnet.“

TRT Deutsch