Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat Einschränkungen der Gesundheitsversorgung durch Israel im Westjordanland kritisiert und der Besatzungsmacht in diesem Zusammenhang Menschenrechtsverstöße vorgeworfen. „Palästinensische Patientinnen und Patienten sterben, nur weil sie keine Krankenhäuser erreichen können“, erklärte der Nothilfekoordinator der Organisation, Brice de le Vingne, in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht.
„Wir sehen, wie Krankentransporte mit Menschen in lebensbedrohlichem Zustand von israelischen Streitkräften an Kontrollpunkten blockiert werden, wie medizinische Einrichtungen während laufender Operationen umzingelt und durchsucht werden und wie Gesundheitspersonal körperlicher Gewalt ausgesetzt ist, während es versucht, Leben zu retten“, fügte er hinzu.
Israels Vorgehen im besetzten Westjordanland sei „Teil eines Musters systematischer Unterdrückung, das laut dem Internationalen Gerichtshof gegen Artikel 3 des internationalen Übereinkommens gegen Rassendiskriminierung verstößt, welches Segregation und Apartheid verbietet“, schreibt MSF weiter.
Als Besatzungsmacht sei Israel nach internationalem Recht jedoch „verpflichtet, den Zugang zur Gesundheitsversorgung sicherzustellen und medizinisches Personal zu schützen“, erklärte die Organisation. „Ärzte ohne Grenzen fordert Israel auf, die Gewalt gegen Gesundheitspersonal, gegen Patienten und Gesundheitseinrichtungen zu beenden. Medizinisches Personal darf nicht länger an der Ausübung lebensrettender Tätigkeiten gehindert werden.“
Der Bericht deckt laut der Organisation den Zeitraum von Oktober 2023 bis Oktober 2024 ab und enthält Interviews mit 38 Patienten und Mitarbeitenden von MSF sowie mit Krankenhaus- und Pflegepersonal und ehrenamtlichen Helfern. Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen würden den Schilderungen zufolge von der israelischen Armee belagert. Diese zerstöre zudem „provisorische medizinische Einrichtungen in Vertriebenenlagern“.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es zwischen Oktober 2023 und Dezember 2024 insgesamt 694 Angriffe auf das Gesundheitswesen im Westjordanland, heißt es weiter in dem Bericht. „Mitarbeitende im Gesundheitswesen fühlen sich unsicher, da sie oder ihre Kolleginnen und Kollegen belästigt, inhaftiert, verletzt und sogar getötet werden.“
Besonders dramatisch sei die Lage in den Flüchtlingslagern Tulkarem und Dschenin, wo Israel grundlegende Infrastruktur zerstört habe. In abgelegenen Gebieten und am Rande von Städten wie Dschenin oder Nablus könnten beispielsweise chronisch erkrankte Menschen die Kliniken aufgrund der Bewegungseinschränkungen nicht erreichen, führt MSF aus.
Hinzu komme die Gewalt durch illegale israelische Siedler, die dazu führe, dass „viele Palästinenserinnen und Palästinenser Angst haben, sich im Westjordanland zu bewegen“. MSD verweist auf UN-Angaben, laut denen es von Oktober 2023 bis Oktober 2024 insgesamt 1500 Angriffe israelischer Siedler auf Palästinenser gegeben habe.














