Israels Luftwaffe hat nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten erneut Syrien bombardiert. Kampfflugzeuge hätten in der Nacht militärische „Verteidigungsfabriken“ der gestürzten syrischen Regierung südlich von Aleppo angegriffen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in der Nacht zu Freitag mit. Es seien gewaltige Explosionen zu hören gewesen, teilte die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien weiter mit. Das israelische Militär schwieg sich zunächst aus.
Örtlichen Angaben zufolge wurden bei den rund 10 Luftangriffen mehrere Menschen getötet und weitere verletzt. Berichten zufolge soll es auch zu Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und bewaffneten Einheiten in der Region Sfireh im Gouvernement Aleppo gekommen sein.
Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad am 8. Dezember hatte Israel seine Angriffe auf das Nachbarland massiv ausgeweitet. Seither hat die israelische Luftwaffe rund 500 Angriffe auf das Land geflogen, wie Menschenrechtsaktivisten mitteilten. Israels Armee hatte erklärt, bis zu 80 Prozent der militärischen Kapazitäten in Syrien zerstört zu haben.
Israelische Truppen in syrisches Gebiet eingedrungen
Israel hatte nach dem Umsturz in Syrien Truppen in Gebiete jenseits der Waffenstillstandslinie auf den Golanhöhen verlegt. Diese rückten entgegen dem Völkerrecht in eine sogenannte Pufferzone ein, die gemäß dem Waffenstillstandsabkommen von 1974 unter UN-Überwachung steht.
Das Vorgehen Israels in Syrien steht international in der Kritik. Türkiye rief Israel wiederholt dazu auf, alle Angriffe auf syrischem Staatsgebiet einzustellen und seine Truppen zurückzuziehen. Der UN-Sonderberichterstatter Ben Saul betonte Anfang Dezember, dass die Luftangriffe Israels auf Syrien völlig gesetzlos seien. Es gebe „absolut keine völkerrechtliche Grundlage, um ein Land, das man nicht mag, präventiv (...) zu entwaffnen“, sagte er. UN-Generalsekretär António Guterres wertete Israels Angriffe als „Verletzungen“ der Souveränität von Syrien.
Israel besetzt Golanhöhen seit 1967
Die Golanhöhen gehören völkerrechtlich zu Syrien und bilden ein strategisch wichtiges Felsplateau, etwa 60 Kilometer lang und 25 Kilometer breit. Es wurde bei dem Angriffskrieg Israels 1967 erobert und 1981 annektiert. Das wurde international aber nicht anerkannt. Nach internationalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territorium Syriens. Der frühere und künftige US-Präsident Donald Trump hatte die Golanhöhen im März 2019 dennoch formell als Staatsgebiet Israels anerkannt und damit eine umstrittene Kehrtwende in der US-Außenpolitik vollzogen.
Auf dem von Israel illegal besetzten Gebiet leben rund 25.000 israelische Siedler sowie etwa 23.000 Drusen, die nach der weitgehenden Eroberung der Golanhöhen von Syrien im Sechstagekrieg 1967 dort geblieben waren.