In den vergangenen zwei Wochen sind nach offiziellen Angaben mehr als 25.000 Syrer aus Türkiye nach Syrien ausgereist. Das sei ein siebenfacher Anstieg im Vergleich zu den durchschnittlichen Rückkehrer-Zahlen seit 2017, sagte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.
Türkiye hat im weltweiten Vergleich die meisten Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien aufgenommen, zurzeit leben nach UN-Angaben noch rund drei Millionen in dem Land.
Bisher hatten Syrer mit der Ausreise aus Türkiye ihr Aufenthaltsrecht und damit auch das Recht auf Rückkehr verwirkt. Auf Anweisung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan werde nun je einer Person pro syrischer Flüchtlingsfamilie das Recht gewährt, zwischen Januar und Juli dreimal ein- und auszureisen, um „Vorbereitungen“ zu treffen, so Yerlikaya.
Der Sturz des Assad-Regimes habe bei vielen Syrern Aufregung, Stolz und Heimweh ausgelöst. Seit dem 8. Dezember seien daraufhin 4.136 Familien nach Syrien zurückgekehrt, sagte er.
Der türkische Innenminister wies auf die Genfer Flüchtlingskonvention hin, die eine freiwillige Rückkehr in Sicherheit und Würde vorsieht. Yerlikaya betonte, dass die syrischen Flüchtlinge freiwillig und würdevoll in ihr Heimatland zurückkehrten.
Die Rebellengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Milizen hatten am 8. Dezember die syrische Hauptstadt Damaskus eingenommen und das Assad-Regime gestürzt. Assad setzte sich nach Moskau ab. Die neuen Machthaber setzten eine Übergangsregierung ein.
Die Assad-Familie hatte das Land seit mehr als 50 Jahren mit eiserner Hand regiert. Baschar al-Assad hatte die Macht im Land im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater übernommen. Mit seiner gewaltsamen Niederschlagung pro-demokratischer Proteste im Jahr 2011 begann ein Bürgerkrieg. Nach UN-Schätzungen wurden dabei mehr als 300.000 Zivilisten getötet und fast 14 Millionen Menschen vertrieben. Türkiye gewährte mehr als drei Millionen Syrern Zuflucht.