Die Türkei und Israel wollen im Zuge der Wiederannäherung ihre Beziehungen stärken. Eine engere Zusammenarbeit könne dabei helfen, Konflikte zu lösen, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu am Mittwoch bei einem Treffen mit seinem Amtskollegen Jair Lapid in Jerusalem. Nach dem ersten Besuch eines türkischen Außenministers seit 15 Jahren erwarte man Fortschritte in den diplomatischen, sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Beziehungen, bekräftigte Lapid.
Zwischen den einst engen Bündnispartnern Türkei und Israel war es 2010 zum Zerwürfnis gekommen. 2016 kam es zu einer Wiederannäherung. Seit der Gaza-Krise 2018 aber, die rund um die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem eskaliert war, haben die beiden Länder keine Botschafter mehr im jeweils anderen Land. Insbesondere mit der Regierung von Benjamin Netanjahu gab es immer wieder Spannungen und verbale Schlagabtäusche.
„Wir sind entschlossen, unser Handelsvolumen und unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit zu steigern, sagte Çavuşoğlu. Das sei für beide Seiten von Vorteil. Das türkisch-israelische Handelsvolumen habe im vergangenen Jahr acht Milliarden Dollar überschritten Auch die Zahlen des ersten Quartals dieses Jahres seien „sehr vielversprechend“.
Annäherung unabhängig von der „palästinensischen Angelegenheit“
Çavusoğlu besuchte am Mittwoch auch den Tempelberg (Al-haram Al-Sharif) in Jerusalems Altstadt. Dort war es zuletzt immer wieder zu Szenen der Gewalt gekommen, als israelische Truppen auf das Gelände der Al-Aksa-Moschee eindrangen.
Am Vortag hatte Çavusoğlu in Ramallah Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dessen Außenminister Riad Malki getroffen. Die Normalisierung mit Israel geschehe unabhängig von der Unterstützung der Türkei für die „palästinensischen Angelegenheit“, so Çavusoğlu. Er glaube, dass sich die Annäherung mit der Regierung in Jerusalem auch positiv auf die Palästinenser auswirke.
Bei dem Treffen der Minister nun schienen vergangene Spannungen kaum eine Rolle mehr zu spielen. Auf eine Einladung des türkischen Außenministers in die Türkei antwortete Lapid, so lange es Döner Kebab gebe, werde er kommen.