Yaşar Kemal galt als eine der wichtigsten Schriftsteller der türkischen Gegenwartsliteratur. (AA)
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Vor sechs Jahren hat die Türkei den legendären Autor Yaşar Kemal verloren. Er kam 1923 zu Beginn der türkischen Republik in der südtürkischen Provinz Osmaniye zur Welt. Somit konnte er die wichtigen Entwicklungen in der Türkei miterleben und war ein scharfer Beobachter und Erzähler dieser prägenden Zeit. Der linksintellektuelle Schriftsteller war zudem der erste türkische Kandidat für den Literaturnobelpreis.

Die Vorsitzende der in Istanbul ansässigen Yaşar-Kemal-Stiftung und Witwe des verstorbenen Epikers, Ayşe Semiha Baban Gökçeli,sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu, dass in diesem Jahr eine Reihe von Veranstaltungen stattfinden würden, um das Andenken an den renommierten Autor zu ehren.

Yaşar Kemal, der mit bürgerlichem Namen Kemal Sadık Gökçeli hieß, verstarb am 28. Februar 2015 im Alter von 92 Jahren. Die Stiftung wurde im Jahr 2016 gegründet, ein Jahr nach seinem Tod.

Internationale Anerkennung erlangte Kemal 1955 mit seinem Roman „Ince Memed“ – Memed mein Falke. Das Buch, das weltweit in rund 40 Sprachen übersetzt wurde, brachte ihm 1973 auch eine Nominierung für den Literaturnobelpreis ein. Am 4. Dezember 2008 wurde Kemal mit dem höchsten türkischen Kulturpreis für sein Gesamtwerk ausgezeichnet. Verliehen wurde ihm der Preis vom damaligen türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül in Anwesenheit von Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan.

Veranstaltungen in der ganzen Türkei

Am Samstag fanden an verschiedenen Ecken in Istanbul Veranstaltungen zum Gedenken an den berühmten Schriftsteller statt. Im Stadtbezirk Sariyer etwa kamen der Schriftsteller und Musiker Zülfü Livaneli, der Autor Selim Ileri, die Pianistin Idil Biret und die Schauspielerin Türkan Şoray zusammen, um ihre Erinnerungen zu teilen. Ähnliche Veranstaltungen und Lesungen fanden auch in anderen türkischen Städten statt.

Gökçeli erklärte den Zweck der Yaşar-Kemal-Stiftung mit einem Zitat von Livaneli, einem der Gründer der Gruppe: „Damit die Literatur und der Charakter von Yaşar Kemal tiefer betrachtet und an zukünftige Generationen weitergegeben werden können.“ Die Stiftung sei auch eine Hommage an das Lebenswerk des großen Meisters. Die Stiftung wolle Kemals Ansichten und Werte fördern und verbreiten.

Bildung als Förderung der Kreativität

Gökçeli hob hervor, dass der gefeierte Autor Bildung als Mittel zur Förderung von Kreativität propagierte und dass es wichtig sei, Literatur in das Leben junger Menschen zu integrieren.

Sie zitierte Kemal wie folgt: „Die Menschen zu kennen, basiert auf dem Erkennen von Kreativität, die eine der größten Eigenschaften des Menschen ist. Die Natur und die menschlichen Beziehungen zu verstehen, die Natur zu leben, ist heute sinnvoller als je zuvor.“

Die Gruppe unterstütze und organisiere viele Aktivitäten, um bei jungen Menschen die Liebe zum Lesen, die Entwicklung der Kreativität sowie das freie, unabhängige und selbstständige Denken zu fördern, fügte sie hinzu.

Freundschaft mit Günter Grass

Einige Leser sehen Parallelen zwischen Yaşar Kemal und Günter Grass. Das ist kein Zufall. Denn die beiden großen Schriftsteller waren tatsächlich miteinander befreundet. Im Jahr 1997 hielt Günter Grass anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels eine Laudatio auf den Preisträger Kemal.

Sie besuchten gemeinsam Veranstaltungen in der Türkei und in Deutschland. Sie waren sich auch von der Persönlichkeit her ähnlich. Beide Schriftsteller waren bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Dadurch hatten beide genauso viele Gegner wie Befürworter. Angriffe und Anfeindungen waren den beiden nicht fremd. In ihren Werken übten sie scharfe Gesellschaftskritik. Grass verstarb im gleichen Jahr, nur wenige Wochen nach seinem Freund Kemal.

TRT Deutsch