Juden in der Türkei können seit Samstag wieder an Gemeindegottesdiensten in Synagogen teilnehmen.
Die Synagogen waren drei Monate lang im Rahmen von Corona-Maßnahmen geschlossen. Die Regelung betraf auch alle anderen Gotteshäuser, einschließlich Moscheen und Kirchen. Die wöchentlichen Gemeindegebete waren aus Sorge vor einer Ausbreitung der Pandemie eingestellt worden.
Nach Angaben der Zeitung der jüdischen Gemeinde in der Türkei, „Şalom“, gelten auch nach der Öffnung der Synagogen gewisse Einschränkungen. So ist für die Teilnahme am Gottesdienst eine frühzeitige Anmeldung notwendig. Es dürfen jeweils immer insgesamt 20 Personen daran teilnehmen. In Ausnahmefällen können entsprechend der vom türkischen Wissenschaftsausschuss festgelegten Richtlinien auch mehr Gläubige zusammenkommen.
Vor allem in den letzten Jahrzehnten hat die Türkei hart daran gearbeitet, die Lebensbedingungen der Minderheiten im Land zu verbessern. In dieser Zeit wurden verschiedene Gotteshäuser von nicht-muslimischen Glaubensgemeinschaften restauriert.
Im Januar dieses Jahres hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan den Oberrabbiner der Türkei, Isak Haleva, im Präsidialkomplex in Ankara empfangen.
Wiederaufbau der Großen Synagoge von Edirne
Vor fünf Jahren feierten die Juden in der nordwestlichen Stadt Edirne, die vor der Eroberung Istanbuls die osmanische Hauptstadt war, den Wiederaufbau ihrer Synagoge. Die Restaurierung der Synagoge kostete fast eine Million Dollar. Das Projekt wurde von der türkischen Regierung finanziert.
Die Synagoge könnte das größte jüdische Gotteshaus auf dem gesamten Balkan und nach Ansicht einiger Experten sogar das drittgrößte auf dem gesamten europäischen Kontinent sein.
Die Gemeinde von Edirne, die eine wichtige Rolle bei den Restaurierungsarbeiten spielte, begrüßte das Projekt. Es wurden Transparente mit der Aufschrift „Willkommen zu Hause, unsere alten Nachbarn“ angebracht. Damit nahm die Stadt Bezug auf das jüdische Erbe und Leben dort.
Die jüdische Geschichte der Stadt geht auf das 14. Jahrhundert zurück, als viele Juden aus verschiedenen Teilen Europas nach Edirne einwanderten. Die Stadt war von den Osmanen 1361erobert worden und gehörte bis dahin zum Osmanischen Reich.