Somalia und Äthiopien haben in mehrstündigen Verhandlungen nach Angaben des Vermittlers Türkiye ein Abkommen zur Beendigung eines fast ein Jahr lang währenden Territorialstreits getroffen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sprach am Mittwoch von einem „historischen Abkommen“, von dem er hoffe, dass es „der erste Schritt zu einem Neubeginn auf der Grundlage von Frieden und Zusammenarbeit zwischen Somalia und Äthiopien“ sein werde.
Der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed und der somalische Präsident Hassan Sheikh Mohamud waren am Mittwoch zu einer dritten Gesprächsrunde nach Ankara geflogen. Die Gespräche dauerten Medienberichten zufolge acht Stunden.
Anfang Januar hatten Äthiopien und die zu Somalia gehörende autonome Region Somaliland eine Übereinkunft getroffen, die Addis Abeba für 50 Jahre die Nutzung eines 20 Kilometer langen Küstenstreifens am Golf von Aden ermöglichen würde. Äthiopien will an der Küste unter anderem einen Marinestützpunkt und einen Handelshafen errichten.
Das ostafrikanische Somalia, zu dem Somaliland völkerrechtlich gehört, sieht durch die Absprache seine Souveränität und territoriale Integrität verletzt und bat die internationale Gemeinschaft um Unterstützung. Somaliland mit ihren 4,5 Millionen Einwohnern hatte sich 1991 für unabhängig erklärt, was jedoch von der Regierung in Mogadischu und auch international nicht anerkannt wird.
Erdoğan sagte nach den Verhandlungen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz, er gehe davon aus, dass der somalische Präsident Äthiopien „die notwendige Unterstützung für den Zugang zum Meer bieten wird“. Dem von Türkiye veröffentlichten Abkommenstext zufolge vereinbarten Somalia und Äthiopien, „Meinungsverschiedenheiten und strittige Fragen hinter sich zu lassen und in Zusammenarbeit entschlossen auf gemeinsamen Wohlstand hinzuarbeiten“.
Demnach kamen die beiden Länder überein, bei Handelsvereinbarungen und bilateralen Abkommen eng zusammenzuarbeiten, um Äthiopiens „zuverlässigen, sicheren und nachhaltigen Zugang“ zum Meer „unter der souveränen Autorität“ Somalias zu gewährleisten. Zu diesem Zwecke würden die Staaten bis spätestens Ende Februar technische Gespräche aufnehmen, die „innerhalb von vier Monaten“ abgeschlossen werden sollen, heißt es weiter.
Der türkische Staatspräsident Erdoğan sagte, dass es Ankaras Ziel sei, Frieden und Stabilität „in dieser besonderen Ecke“ Afrikas zu schaffen. Türkiye, Somalia und Äthiopien würden künftig gemeinsame Projekte zur Förderung von Frieden und Wohlstand in der Region verfolgen.
Türkiye pflegt bereits enge Beziehungen zu mehreren afrikanischen Ländern. Ankara ist der viertwichtigste Waffenlieferant für die südlich der Sahara gelegenen Staaten und unterstützt die Armeen vieler afrikanischer Länder bei der Ausbildung von Soldaten.