Ein Istanbuler Gericht hat mehrere Angeklagte im Prozess um eine angebliche Spielmanipulationen in der türkischen Süper Lig zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Verurteilten sollen mit der umstrittenen Gülen-Sekte in Verbindung stehen und waren laut dem Gericht Teil einer weitreichenden Verschwörung, die auf Spitzenfiguren des türkischen Fußballs abzielte. Im Visier stand insbesondere der Istanbuler Fußballclub Fenerbahçe.
Etwa 88 Angeklagte standen vor Gericht - darunter der ehemalige Chef des gülenistischen Medienkonglomerats Samanyolu, Hidayet Karaca und der Polizeibeamte Lokman Yanık, der die Verschwörung ins Rollen gebracht haben soll. Ihnen werden illegales Abhören, Urkundenfälschung und Verleumdung bis hin zu Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zur Last gelegt.
Lange Haftstrafen für die Verurteilten
Karaca wurde zu 1406 Jahren Gefängnis verurteilt. Yanık, der die Grundlage für die umstrittenen Ermittlungen vorbereitet hatte, erhielt eine Haftstrafe von 161 Jahren. Der ehemalige Leiter der Abteilung für organisierte Kriminalität der Istanbuler Polizei, Nazmi Ardıç, muss für 1972 Jahre und 10 Monate ins Gefängnis.
Karaca wird beschuldigt, einer der Drahtzieher des Komplotts zu sein. Zeugen berichteten von Treffen mit dem Ziel, „die Sportgemeinschaft“ in die Gülen-Sekte einzuverleiben. Der ehemalige Vereinspräsident des Istanbuler Fußballclubs Fenerbahçe, Aziz Yıldırım, und andere Fenerbahçe-Mitglieder waren fälschlicherweise beschuldigt worden, Fußballspiele manipuliert zu haben. Denn die Vereinsfunktionäre galten als Hindernis und Kritiker der Sekte.
„Ein historischer Tag“
Nach der Anhörung sagte der Vereinspräsident von Fenerbahçe, Ali Koç, es sei „ein historischer Tag“ für den Club. Doch der juristische Prozess sei noch im Gange, da bei einem höheren Gericht Berufung gegen das Urteil eingelegt werden könne. Er zeigte sich dennoch zuversichtlich.
„Was Fenerbahçe angetan wurde, kann mit keiner rechtlichen Konsequenz kompensiert werden. Wir werden unseren juristischen Kampf fortsetzen. Es gibt noch viele andere, die wir zur Rechenschaft ziehen wollen. Präsident Aziz hat seinen Kampf ausgefochten und nun nehmen wir es auf uns, für Gerechtigkeit zu sorgen“, fügte er hinzu.
Komplott führte zur Inhaftierung von Fenerbahçe-Funktionären
Der Komplott um die angebliche Spielmanipulationen hatte 2012 zur Inhaftierung von Yıldırım und anderen Fußballgrößen geführt. Diese bestritten wiederholt die Vorwürfe, die weitgehend auf manipulierte Abhöraktionen der Angeklagten beruhten. Yıldırım und andere Beschuldigte wurden später nach einem Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen.
Der inszenierte Prozess gegen Fenerbahçe galt als einer der Höhepunkte in den umstrittenen Ermittlungen des inzwischen flüchtigen Gülen-Staatsanwalts Zekeriya Öz. Die Richter des Prozesses gegen Yıldırım wurden nach dem vereitelten Putschversuch der sogenannten Fetullahistischen Terrororganisation (FETÖ) vom Juli 2016 verhaftet.