Nach Israels Massaker in einem Flüchtlingslager bei Rafah hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan angekündigt, die israelische Regierung zur Rechenschaft zu ziehen. „Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um diese Barbaren und Mörder, die nichts mit Humanität zu tun haben, zur Verantwortung zu ziehen“, sagte Erdoğan am Montag.
„Wie Hitler, Milosevic, Karadzic und weitere Pharaonen der Geschichte, die sie bewundern, können sie nicht verhindern, verflucht zu werden“, fuhr der türkische Präsident fort.
Die beiden früheren Serbenführer Slobodan Milosevic und Radovan Karadzic waren Angeklagte vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH). Dessen Chefankläger hatte in der vergangenen Woche einen Haftbefehl sowohl gegen den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und den israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant als auch gegen Anführer der palästinensischen Widerstandsorganisation Hamas beantragt.
Bei dem israelischen Angriff am Sonntagabend wurden laut palästinensischen Angaben mindestens 45 Menschen getötet. Die Zahl der Verletzten soll bei 249 liegen. Es handele sich bei dem Camp um das vom UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) betriebene Vertriebenenlager Barkasat nordwestlich von Rafah.
Demnach löste der nächtliche Luftangriff ein Feuer in dem Lager aus. AFP-Bilder zeigten die verkohlten Überreste von behelfsmäßigen Zelten und Fahrzeugen. Im Netz kursieren verstörende Bilder von verbrannten Menschenkörpern, darunter auch Kinder. Eine Aufnahme soll einen Vater zeigen, der die kopflose Leiche seines Kindes hält.
Ägypten und Katar verurteilen Israels Angriff
Erdoğan nannte den israelischen Angriff ein „Massaker, das nach dem Aufruf des Internationalen Gerichtshofs (IGH) zur Einstellung der Angriffe geschah“ und „einmal mehr das grausame und verräterische Gesicht des Terrorstaates offenbart“ habe. Der türkische Präsident ist seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges gegen die Palästinenser in Gaza einer der schärfsten Kritiker Israels.
Die israelische Armee behauptete, „einen Hamas-Komplex in Rafah getroffen“ zu haben, in dem „wichtige Hamas-Terroristen tätig waren“. Bei dem Angriff seien zwei ranghohe Hamas-Vertreter getötet worden, die im besetzten Westjordanland an der Planung von Anschlägen beteiligt gewesen seien.
Ägypten und Katar, die zwischen Israel und der Hamas vermitteln, verurteilten Israel für den Angriff. Dieser könnte die Bemühungen um einen Waffenstillstand erschweren, hieß es aus Doha.
Kairo forderte Israel dazu auf, die „militärischen Aktionen“ wie vom IGH gefordert, einzustellen. Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderte die Umsetzung des IGH-Urteils vom Freitag.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 36.000 Menschen getötet und mehr als doppelt so viele verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.