Nach der Erdbebenkatastrophe am Montag im türkisch-syrischen Grenzgebiet steigt die Zahl der Todesopfer weiter an. Allein auf türkischem Gebiet wurden bislang mindestens 35.418 Tote sowie mehr als 80.278 Verletzte gezählt, wie Behörden am Donnerstagmorgen mitteilten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO beträgt die Opferzahl in Syrien mindestens 5900. Tausende Menschen werden noch vermisst.
Am frühen Montagmorgen vor einer Woche hatte ein Beben, dessen Stärke das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) mit 7,7 angibt, das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert. Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,6 in derselben Region.
Der Türkische Rote Halbmond sorgt in zehn türkischen Provinzen für die Verpflegung der Erdbebenopfer. Im Einsatz sind unter anderem 326 mobile Küchen, 86 Catering-Fahrzeuge, 5 mobile Bäckereien, 5 Suppenküchen und 21 Zeltküchen, wie die Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag berichtete.
Demnach stellen die mobilen Küchen den Betroffenen des schweren Erdbebens warme Gerichte, Suppen, Brot und andere Nahrungsmittel bereit. Die genauen Standorte der mobilen Küchen, Bäckereien und Catering-Fahrzeuge können auf der Internetseite des Türkischen Roten Halbmonds eingesehen werden.
Die Bundesregierung will die Aufnahme von Erdbeben-Betroffenen aus Türkiye in Deutschland „unbürokratisch, aber weiter geordnet“ gestalten. Das sicherte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Montag in Berlin zu. Allerdings müssten als Voraussetzung Menschen, die Betroffene in Deutschland aufnehmen wollen, dafür eine Verpflichtungserklärung abgeben, „dass sie für ihre Angehörigen sorgen werden“.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, Ziel sei „das Verfahren pragmatisch zu gestalten“. Es solle für „Verwandte ersten und zweiten Grades“ von Menschen gelten, die bereits in Deutschland leben. Dies dürften in erster Linie Menschen türkischer Abstammung sein.
Neben deren Verpflichtungserklärung nannte der Außenamtssprecher als Bedingung auch die Rückkehrbereitschaft der Einreisenden in ihr Heimatland. Auch bleibe für die Einreise weiterhin auf jeden Fall ein Visum erforderlich. Zudem müsse zum Nachweis der Betroffenheit wenigstens „ein Minimum von Unterlagen“ vorgelegt werden.
Türkiye plant, in den Erdbebenregionen für die Betroffenen der Naturkatastrophe Containerstädte zu bauen. „Die ersten Container sind bereits in Adıyaman angekommen“, sagte Verkehrsminister Adil Karaismailoglu am Samstag in der vom Erdbeben schwer getroffenen Provinz.
Zahlreiche Überlebende in den zerstörten Provinzen sollen für eine Übergangszeit in den Containern untergebracht werden. „Wir haben angefangen, die Infrastruktur dieser Containerstädte einzurichten“, sagte Karaismailoğlu. Innerhalb eines Jahres sollen dann laut dem Verkehrsminister neue Wohneinheiten für die Betroffenen gebaut werden.
Notstand in Türkiye ausgerufen
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan rief unterdessen für die vom Erdbeben schwer getroffenen Gebiete am Dienstagmittag den Notstand aus. Der Notstand umfasst zehn Provinzen im Südosten des Landes und soll zunächst drei Monate lang gelten.
Für die Betroffenen kündigte Präsident Erdoğan umfangreiche Hilfsmaßnahmen in der Region an. „Wir haben alle Mittel bereitgestellt“, sagte Erdoğan am Mittwoch in der Provinz Kahramanmaraş.
Für Betroffene in den Erdbebengebieten sollen bereits Hotelunterkünfte in den Provinzen Mersin und Antalya bereitstehen. „Unsere Bürger sollten sich keine Sorgen machen. Wir werden niemals zulassen, dass sie ohne Obdach bleiben“, sagte Erdoğan. Hierzu würden innerhalb eines Jahres entsprechende Unterkünfte errichtet werden. Die Betroffenen sollen zudem finanzielle Soforthilfe in Höhe von 10.000 Türkischen Lira (rund 500 Euro) erhalten.