Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan (r.) und der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis. / Photo: Reuters (Reuters)
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Die türkisch-griechischen Beziehungen waren von jahrzehntelangen Spannungen geprägt, dennoch haben die beiden Länder es im Jahr 2023 geschafft, die entscheidende Wende herbeizuführen. Als im Februar zwei schwere Erdbeben den Süden von Türkiye erschütterten, folgte eine Phase der Annäherung zwischen den beiden Nachbarländern. Griechenland gehörte zu den ersten Staaten, die den Erdbebenopfern in Türkiye humanitäre Hilfe leisteten, unter anderem mit Rettungsteams und Hilfsgütern. Diese Solidaritätsbekundung Griechenlands wurde von Türkiye mit Dankbarkeit aufgenommen und führte zur Wiederaufnahme des Dialogs.

Auf diese Offenheit und Dialogbereitschaft aufbauend, bekräftigten der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis bei ihrem Treffen am 12. Juli am Rande des diesjährigen NATO-Gipfels in der litauischen Hauptstadt Vilnius ihren gemeinsamen Willen zu einem Neuanfang in den bilateralen Beziehungen. Zudem kündigten sie an, dass die fünfte Sitzung des türkisch-griechischen Kooperationsrates nach siebenjähriger Pause im Herbst 2023 in Griechenland stattfinden solle.

Am 20. September kamen Erdoğan und Mitsotakis erneut zusammen, diesmal in New York. Neben dem aktuellen Stand der bilateralen Beziehungen und den Zukunftsaussichten erörterten die beiden Politiker weitere wichtige Themen wie die Klimakrise, irreguläre Migration sowie regionale und globale Fragen.

„Meer des Friedens und der Zusammenarbeit“

Das letzte Treffen in diesem Jahr zwischen Erdoğan und Mitsotakis fand am 7. Dezember in Athen statt. Erdoğan betonte in einer gemeinsamen Presseerklärung, dass kein Streit zwischen den beiden Ländern unüberbrückbar sei. Türkiye sei bestrebt, die Ägäis durch gutnachbarliche Beziehungen zu Griechenland in ein „Meer des Friedens und der Zusammenarbeit“ zu verwandeln. Mitsotakis betonte seinerseits, dass die Streitigkeiten zwischen den beiden Ländern nicht zu erhöhten Spannungen führen sollten. Er verwies auf die Bemühungen, eine friedliche Zukunft für die nachfolgenden Generationen zu schaffen.

Die beiden Länder unterzeichneten auch die Athener Erklärung zu freundschaftlichen Beziehungen und guten Nachbarschaftsverhältnissen. Darin sichern Türkiye und Griechenland zu, dass sie sich um eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen weiter bemühen wollen. Beide Länder stimmten darüber überein, konstruktive Konsultationen auf Grundlage eines politischen Dialogs, einer positiven Agenda und vertrauensbildender Maßnahmen fortzusetzen. Außerdem ist von Handlungen und Erklärungen abzusehen, die den Geist der Erklärung untergraben könnten.

Darüber hinaus wurden ein Abkommen, sieben Absichtserklärungen und sieben gemeinsame Erklärungen zu verschiedenen Themenbereichen unterzeichnet. Die Vereinbarungen betreffen unter anderem die Bereiche Stromübertragung, kleine und mittlere Unternehmen, Exportförderung, gegenseitige Investitionen, soziale Sicherheit, Sport, Tourismus, Wissenschaft, Zoll und ländliche Entwicklung.

Sowohl Türkiye als auch Griechenland erklärten zwar, dass es zwischen den beiden NATO-Verbündeten noch wesentliche Streitpunkte gibt. Die Bereitschaft, ihre Zusammenarbeit auf neue Bereiche auszudehnen und die Zusammenarbeit in den bereits existierenden Kooperationsbereichen zu vertiefen, gibt jedoch Hoffnung auf eine weitere Etappe beim Abbau von politischen Spannungen.

TRT Deutsch