(Archivbild): Der Ex-Wirecard-Chef Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft. (dpa)
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Ex-Wirecard-Chef Markus Braun soll noch im November einem Untersuchungsausschuss des Bundestages Rede und Antwort stehen. Er soll neben weiteren ehemaligen Aufsichtsräten und Vorständen des insolventen Dax-Unternehmens am 19. November von den Abgeordneten befragt werden, wie am Donnerstag Vertreter von Opposition und Koalition in Berlin bestätigten.

Die Staatsanwaltschaft sieht in Braun einen Hauptverantwortlichen für „gewerbsmäßigen Bandenbetrug“, bei dem die Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll, um das Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln. Auf diese Weise sollen Banken und Investoren um bis zu 3,2 Milliarden Euro geprellt worden sein.

„Ich würde Herrn Braun auch im Pyjama vorführen lassen, wenn dies nötig wäre“, sagte der Linken-Politiker Fabio De Masi. Er schulde der Öffentlichkeit Antworten, sagte Florian Toncar von der FDP: „Außerdem geht es ja um die Frage, ob Wirecard politisch geschützt wurde.“

In einer Videokonferenz vor seiner Befragung im Ausschuss äußerte sich auch der britische Journalist der Wirtschaftszeitung „Financial Times“, Dan McCrum. Dieser hatte schon 2015 über Unregelmäßigkeiten bei Wirecard berichtet und Untersuchungen zu dem Skandal bei dem früheren Dax-Konzern ins Rollen gebracht. Dabei geriet er selbst wegen seiner Berichte in die Kritik und auch ins Visier der Staatsanwaltschaft München.

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY habe „spektakulär versagt“

Vor der Ausschusssitzung kritisierte McCrum den Umgang mit Berichten über den inzwischen insolventen Zahlungsabwickler und früheren Dax-Konzern. „Seit dem Kollaps von Wirecard hat Deutschland das Ganze sehr ernst genommen.“ Es wäre aber besser gewesen, wenn seine Recherchen für die „Financial Times“ („FT“) schon zuvor ernster genommen worden wären.

In dem Skandal habe es eine Reihe von Fehlern gegeben. Unter anderem die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die die Jahresabschlüsse von Wirecard prüfte, habe „spektakulär versagt“. Er freue sich sehr, die Gelegenheit zu haben, mit dem Ausschuss zu sprechen, sagte McCrum weiter. Er erhoffe sich von dem parlamentarischen Gremium, dass es genauestens die regelmäßigen Versäumnisse untersuchen werde, „die es Wirecard ermöglichten, Milliarden von Euro von Investoren und Banken zu stehlen“. Er hoffe auch, dass aus der Untersuchung Lehren gezogen werden, die helfen, Betrug dieser Art zu verhindern, sagte McCrum.

Unwissen von Finanzminister Scholz „schwer vorstellbar“

„Seine Aussagen werfen einen dunklen Schatten auf die Qualität und Urteilskraft unserer Finanzaufsicht“, sagte der Obmann der Grünen, Danyal Bayaz, mit Blick auf die Aussagen des „FT“-Journalisten: „Es ist schwer vorstellbar, dass Finanzminister Olaf Scholz von all dem nichts wusste.“ Der FDP-Abgeordnete Toncar ergänzte, „das ist beispiellos in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte“.

Der Untersuchungsausschuss im Bundestag soll den Bilanzskandal um aufarbeiten. Die Abgeordneten wollen auch eine Reihe prominenter Politiker als Zeugen befragen, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Im Sommer hatte der Münchner Konzern Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Nach dem Bilanzskandal wurden Braun sowie weitere Manager im Sommer in U-Haft genommen. Nach dem ehemaligen Vorstandsmitglied Jan Marsalek fahndet die Polizei weiterhin.

dpa