Angesichts steigender Zinsen und Baukosten haben Kommunen und Wohnungswirtschaft vor einem drastischen Stopp beim Neubau günstiger Miet- und Sozialwohnungen gewarnt. Bis zu 70 Prozent der ursprünglich geplanten Projekte drohe in den kommenden Jahren einzubrechen. „Die steigenden Baukosten führen derzeit dazu, dass zahlreiche Neubauprojekte im frei finanzierten sowie im geförderten Wohnungsbau auf Eis gelegt beziehungsweise nicht neu begonnen werden“, sagte der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg der „Augsburger Allgemeinen“ (Montagausgabe). Dies führe gerade in Ballungszentren zu einer weiteren Wohnraumverknappung und damit verbunden teilweise auch zu einem Mietenanstieg.
Auch der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW erwartet, dass Zehntausende neue Mietwohnungen nicht wie geplant gebaut werden können. Interne Umfragen ließen darauf schließen, dass „etwa 70 Prozent aller geplanten Projekte entweder komplett abgesagt“ oder „zumindest für längere Zeit zurückgestellt“ würden, sagte GdW-Präsident Gedaschko Axel Gedaschko der „Augsburger Allgemeinen“. Bis 2024 stünden allein im Mietwohnungsbau 60.000 Neubauwohnungen auf der Kippe.
Neben deutlich höheren Finanzierungszinsen, steigenden Baukosten und Inflation würden auch die immer weiter verschärften Energiestandards Miet-Neubauprojekte ausbremsen. „Wir stehen hinter den Klimaschutzzielen“, betonte Gedaschko, gab aber zu bedenken, dass Klimaschutz „sinnvoll umgesetzt“ werden und „am Ende auch für unsere Mieter bezahlbar“ sein müsse. Während die Regierung die Ansprüche immer weiter hochschraube, fahre sie zugleich die Förderung herunter, kritisiert er.
Das Ziel der Ampel-Koalition, in Deutschland künftig jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen, sei vor diesem Hintergrund Makulatur, kritisiert Gedaschko. Mit der bisherigen Fördersumme von „gerade einmal einer Milliarde Euro im Jahr für ganz Deutschland“ könne dieses Neubauziel „nicht ansatzweise erreicht“ werden. Nötig sei mindestens die fünffache Summe für die Neubauförderung bezahlbaren Wohnens. Marktmieten von „künftig 16 bis 18 Euro netto kalt pro Quadratmeter“ seien für die breite Mittelschicht „schlicht unbezahlbar“.
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