20.09.2024, Berlin: Zahlreiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene demonstrieren anlässlich des globalen Klimastreiks vor dem Bundeskanzleramt. Fridays for Future Deutschland hat zur Teilnahme an Demonstrationen in zahlreichen Städten in Deutschland aufgerufen. Fridays for Future setzt sich für einen schnellen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern sowie einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien und eine sozialgerechte Verkehrswende ein. / Photo: DPA (dpa)
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Deutschland liegt einer Studie zufolge bei den Klimaschutzbemühungen im Energie-, Verkehrs- und Gebäudesektor hinter anderen europäischen Ländern zurück. Die Beispiele Dänemark und Norwegen zeigten, dass es grundsätzlich möglich sei, „bis zur Mitte des Jahrhunderts eine vollständige Dekarbonisierung zu erreichen“, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung. Dagegen seien Deutschland und Großbritannien „noch nicht auf dem Weg, ihre Umstellung auf Ökostrom, -wärme und -straßenverkehr rechtzeitig abzuschließen“.

Für die Studie hatte das Potsdamer Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit zusammen mit der Stiftung die Fortschritte der vier Länder – als „Vorreiterstaaten“ eingestuft – in den drei Bereichen untersucht. Dabei ging es um das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2050, das sich aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ableitet und dem sich unter anderem die EU und Deutschland explizit verschrieben haben.

„Der Ländervergleich zeigt, dass es in jedem Sektor mindestens ein Land gibt, das große Fortschritte auf dem Weg zu einer emissionsfreien Versorgung erzielt hat“, erläuterte die Bertelsmann Stiftung. „Eine Dekarbonisierung bis 2050 ist somit machbar, wenn politische Ziele, Vorschriften und Infrastrukturänderungen besser aufeinander abgestimmt werden.“

Den Angaben zufolge schreiten Dänemark und Norwegen „schnell bei der Strom- und Wärmewende voran“. Norwegen schicke sich außerdem an, „in Kürze die Umstellung zur individuellen E-Mobilität abzuschließen“. Deutschland aber habe ebenso wie Großbritannien „noch Einiges aufzuholen“, und zwar in allen drei Feldern.

Bei der Umstellung auf Ökostrom werde Deutschland „gebremst durch unzureichend ausgebaute Stromnetze“, erklärte die Stiftung. „Für Fortschritte bräuchte es offizielle Ziele für den Ausbau der Verteilungsnetze und der Stromspeicherkapazitäten sowie eine verbesserte Zielabstimmung im Bereich Übertragungsnetze.“

Außerdem sei „ein kurzfristiger Anstieg des Anteils von E-Autos in Deutschland eher unwahrscheinlich“. Hintergrund seien die hohen Preise für Elektroautos und der Stopp der finanziellen Förderung. „Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt nicht schnell genug voran.“

Was die Wärmewende angeht, so stehe Deutschland „bei der Gebäudeeffizienz zwar gut da, müsste aber den Ausstieg aus Gas- und Ölheizungen deutlich beschleunigen, um die CO2-Emissionen in diesem Bereich auf einen klimaneutralen Kurs zu bringen“, hieß es in der Untersuchung weiter. „Um die selbstgesteckten Klimaziele bis 2030 zu erreichen, müsste sich der jährliche Einbau von Wärmepumpen entgegen dem aktuellen Trend ungefähr verdoppeln.“

In Dänemark und Norwegen sei die Wärmewende „durch hohe Steuern auf fossile Brennstoffe und großzügige staatliche Subventionen für Haushalte“ begünstigt worden, führte die Bertelsmann Stiftung an. „Zudem werden bald alle Gebäude mit intelligenten Stromzählern ausgestattet sein“, lobte die Stiftung.

AFP