Bei einer Razzia im Zusammenhang mit dem sogenannten Reichsbürgermilieu im Auftrag des Generalbundesanwalts ist ein Polizist leicht verletzt worden. Ein Nichtverdächtiger habe am Mittwoch im baden-württembergischen Reutlingen einen Schuss abgegeben, sagte ein Sprecher der Behörde in Karlsruhe. Die Durchsuchung stand im Zusammenhang mit der am 7. Dezember aufgedeckten Gruppe mutmaßlicher Reichsbürger, die einen Staatsstreich geplant haben sollen.
Der Mann, der geschossen haben soll, wurde vorläufig festgenommen, wie der Sprecher weiter sagte. Die Umstände würden nun aufgeklärt. Nach der Razzia im Dezember war bereits bekannt geworden, dass die Zahl der Beschuldigten deutlich höher ist als die der 25 Menschen, die in Untersuchungshaft sitzen. Nun fanden in dem Umfeld erneut Durchsuchungen statt.
Nach Informationen der ARD und des Magazins „Der Spiegel“ wurden am Mittwoch Objekte in mehreren Bundesländern bei mutmaßlichen Unterstützern oder Zeugen durchsucht. Das Magazin schrieb unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass bei einigen der Durchsuchten Waffen vermutet worden seien.
Die ARD berichtete, dass einige von ihnen Polizisten oder Soldaten seien. Sie sollten teilweise weitere staatsfeindliche Gruppen gebildet haben. Die Ermittler seien auf sie gestoßen, als sie Kommunikationsmittel aus der ersten Razzia ausgewertet hätten, oder bei Finanzermittlungen.
Groß angelegte Razzia gegen „Reichsbürger“ im Dezember
Im Dezember waren Polizei und Bundesanwaltschaft mit mehreren tausend Einsatzkräften gegen ein mutmaßliches Netzwerk aus Reichsbürgern vorgegangen. Diese sollen einen gewaltsamen Umsturz geplant haben. 23 Menschen wurden in Deutschland festgenommen, einer in Italien und einer in Österreich. Alle 25 sitzen inzwischen in Untersuchungshaft.
Unter ihnen ist der Frankfurter Geschäftsmann Heinrich XIII. Prinz Reuß, zusammen mit dem früheren Elitesoldaten Rüdiger von P. der mutmaßliche Kopf des Netzwerks, außerdem die frühere AfD-Bundestagsabgeordnete und vorläufig suspendierte Richterin Birgit Malsack-Winkemann.
Generalbundesanwalt Peter Frank hatte im vergangenen Monat vor einer wachsenden Gewaltbereitschaft der etwa 23.000 Menschen umfassenden Reichsbürgerzene in Deutschland gewarnt. Größere Teile von ihnen seien zu aktiver Gewalt bereit oder äußerten ihre Gewaltfantasien gegen staatliche Repräsentanz freier als früher, sagte er damals der „Welt am Sonntag“.