Das Jobcenter in Moers im Kreis Wesel bezahlt jungen Flüchtlingen bei der Erstausstattung die Möbel – aus einem Laden, deren Inhaber Nazis sind.
Auf der Liste stehen gebrauchte Möbelstücke wie Bett, Matratze, Tisch, Stühle und andere Alltagsmöbelstücke. Der Antrag wird vom Jobcenter bearbeitet und ein entsprechender Berechtigungsschein ausgestellt. Viel Auswahl haben die Flüchtlinge nicht. Sie können den Schein in zwei Sozialkaufhäusern einlösen – bei der „Tuwas Genossenschaft“ oder bei „Umzüge Möbel & Co.“. Diese Anbieter von Gebrauchtmöbeln arbeiten mit dem Jobcenter zusammen. Das Merkwürdige daran ist: „Umzüge Möbel & Co.“ wird von einem bekannten Neonazi betrieben - Kevin Giuliani.
Das Ehepaar Giuliani wirbt offen mit Neonazi-Symbolen für ihre Ideologie, berichtet die Wochenzeitschrift „Jungle World“. Wer Neonazis finanziell unterstützen wolle, solle „Umzüge Möbel & Co.“ beauftragen, heißt es offiziell auf der Facebook-Seite des Unternehmens. Kevin Giuliani selbst gibt sich als Disponent aus, während seine Frau Lisa Giuliani im Impressum als Geschäftsführerin genannt wird. Ausgerechnet an diese Geschäftsleute vermittelt das Jobcenter hilfesuchende Flüchtlinge. Eine Sozialarbeiterin ist darüber sehr besorgt. Auf diese Weise gelange Giuliani an die persönlichen Daten der Bedürftigen, sagt sie und will ihre Anonymität bewahren.
Wie gefährlich das Giuliani-Tandem ist, zeigt deren Vorgeschichte. Der Ladenbesitzer wurde schon mehrmals wegen Volksverhetzung, Körperverletzung und Hausfriedensbruch zu Bewährungsstrafen verurteilt. Mit 40 Kameraden stürmte er Silvester 2000 eine Moschee in Moers, so der „Jungle World“- Beitrag. Demnach setzt Giuliani auch oft Nazisymbole eine. Noch vor drei Jahren war sein Firmenwagen mit der Aufschrift „HH 1488“ beschriftet – dem Erkennungscode von Neonazis. „HH“ steht für „Heil Hitler“ und die Zahl „14“ für die Vorherrschaft der „weißen Rasse“. Auch Lisa Giuliani engagiert sich offen in diesem Milieu. So postete sie 2016 nach dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt das Logo der rechten „Identitären Bewegung“ mit der Parole „Defend Berlin“.
Die anonyme Sozialarbeiterin fürchtet bei der offen zur Schau getragenen Gesinnung um den Schutz der Geflüchteten. Im Interview mit „Jungle World“ sagte sie, die Giulianis inszenierten sich als hilfsbereite Unternehmer und das sei gefährlich, weil die Menschen „durch ihre oft negativen Lebenserfahrungen anfällig dafür sein können.“
TRT Deutsch
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