Bei ihrem Schlag gegen eine komplette illegale Zigarettenfabrik bei Kleve in Nordrhein-Westfalen haben Ermittler nach eigenen Angaben vom Dienstag zwölf Verdächtige auf frischer Tat gefasst. Außerdem beschlagnahmten sie neben den Produktionsmaschinen und Material auch rund elf Millionen fertiger Zigaretten, wie das Essener Zollfahndungsamt mitteilte.
Spezialeinsatzkräfte des Zolls hatten die in einer Gewerbehalle in der Gemeinde Kranenburg bei Kleve eingerichtete Fabrik am Dienstag vergangener Woche gestürmt und dabei die Verdächtigen praktisch bei der „Arbeit” festgenommen. Nach ersten Erkenntnissen könnte die industrielle Fertigung dort womöglich bereits 2016 begonnen haben, die wöchentliche Kapazität lag bei rund zehn Millionen Zigaretten.
Demnach belief sich der Steuerschaden durch den Betrieb der Anlage für den deutschen Staat auf wöchentlich etwa anderthalb Millionen Euro. Insgesamt könnte er sich damit nach Schätzungen des Zolls auf einen dreistelligen Millionenbetrag belaufen. Die Täter stellten dort illegal Zigaretten verschiedener bekannter Marken her, die vor allem für den Schwarzmarkt in Großbritannien bestimmt waren. Dort ist die Zigarettensteuer erheblich höher als in Deutschland.
Der Schlag gegen die professionell organisierte Bande folgte laut Zoll auf monatelange Ermittlungen, die durch einen Hinweis der polnischen Polizei ausgelöst wurden. Bei den Verdächtigen handelte es sich um Polen und Ukrainer im Alter zwischen 28 und 59 Jahren. Sie sitzen nun wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung und der Herstellung von unversteuerten Zigaretten in Untersuchungshaft.
Die Entdeckung der „Untergrundfabrik” hatten die Behörden bereits am Montag bekanntgegeben, dabei aber zunächst keine Einzelheiten genannt. Laut Zoll war es erst die vierte Produktionsstätte für unversteuerte Zigaretten, die in Deutschland jemals gefunden wurde.