Archivbild: Berliner Abgeordnetenhaus. / Photo: DPA (dpa)
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Das sind die wichtigsten Spitzenkandidaten für die Wiederholung der Berliner Abgeordnetenhauswahl:

SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey will im Amt bleiben

Franziska Giffey will ihr Amt als Regierende Bürgermeisterin, das sie erst im Dezember 2021 in einem rot-grün-roten Senat übernahm, behalten. Sie sei gekommen, um zu bleiben, betonte die 44-Jährige im Wahlkampf mehrfach - ohne zu sagen, mit wem sie gern koalieren will. Giffey war viele Jahre Bildungsstadträtin und dann Bürgermeisterin im Multi-Kulti-Bezirk Neukölln, anschließend Bundesfamilienministerin. Nach einer Affäre um Plagiate in ihrer Doktorarbeit trat sie im Mai 2021 zurück, wurde danach aber Spitzenkandidatin der Landes-SPD. Kaum im Amt, musste sich Giffey als Rathauschefin gleich Herausforderungen stellen, die bis dato so nicht abzusehen waren: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine trieb Hunderttausende Flüchtlinge in die Stadt. Entsprechend stellt sie sich im Wahlkampf als Kümmerin dar, die die ganze Stadt im Blick hat.

Bettina Jarasch will als erste Grüne an die Spitze im Roten Rathaus

Bettina Jarasch hat sich das Ziel gesetzt, nach der Wahl nicht mehr Senatorin für Umwelt und Mobilität, sondern Regierende Bürgermeisterin zu sein. Sie will die Fortsetzung der jetzigen Dreierkoalition von SPD, Grünen und Linken unter grüner Führung. Die 54-Jährige stammt aus Augsburg, ist studierte Philosophin und arbeitete zeitweise als Redakteurin. Von 2011 bis 2016 war sie Grünen-Landesvorsitzende. Seit Dezember 2021 gehört sie dem Senat an. Im Wahlkampf hat sie sich immer wieder bei klima- und verkehrspolitischen Fragen von der SPD-Konkurrentin Giffey abgesetzt. Nicht zuletzt ihre kurzfristige Ankündigung, einen Teil der Friedrichstraße dauerhaft zur Fußgängerzone zu machen, hat dabei für Schlagzeilen gesorgt.

CDU-Kandidat Kai Wegner will eine neue Regierungskoalition

CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner will Rot-Grün-Rot ablösen. Allerdings hat er das Problem, dass eine Regierungsbildung nur mit SPD oder Grünen realistisch erscheint. Beide haben anders als die FDP öffentlich noch kein Interesse daran bekundet. SPD-Landeschef Raed Saleh hat ihn deshalb als den „einsamen Kai“ verspottet. Wegner saß viele Jahre im Bundestag, ist seit Mai 2019 Berliner Landesvorsitzender und inzwischen auch Fraktionschef. Der 50-Jährige ist in Berlin-Spandau geboren und gilt als gut vernetzt in der Hauptstadt. Im Abgeordnetenhaus hat er Rot-Grün-Rot immer wieder Versagen etwa bei der Modernisierung der Verwaltung oder bei der Kriminalitätsbekämpfung vorgeworfen. Sein Motto: „Ein besseres Berlin ist möglich“.

Klaus Lederer ist zum dritten Mal Linke-Spitzenkandidat

Für die Berliner Linke tritt Klaus Lederer bei der Wiederholungswahl bereits zum dritten Mal als Spitzenkandidat an. Im September 2021 kam seine Partei auf 14,1 Prozent der Stimmen und erreichte das Wahlziel, die Koalition mit SPD und Grünen fortzusetzen. Auch diesmal gehört Lederer zu denjenigen, die sich klar für eine weitere Zusammenarbeit mit den bisherigen Partnern aussprechen. Der promovierte Jurist ist selbst Senatsmitglied und dort für Kultur verantwortlich. Im Wahlkampf hat der 48-Jährige erklärt, seine Partei wolle den umstrittenen Volksentscheid zur Enteignung großer Wohnungsunternehmen möglichst bald umsetzen, falls die unabhängige Expertenkommission sich dafür ausspreche. „Was der Markt nicht regelt, regeln wir“, ist sein erklärtes Motto.

Landeschefin Kristin Brinker führt die AfD in den Wahlkampf

Die Berliner AfD zog mit ihrer Landes- und Fraktionschefin Kristin Brinker als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf. Sie gilt inzwischen als die starke Frau der Partei. Die 50-Jährige ist seit 2013 AfD-Mitglied und seit 2016 im Landesparlament. Bei Plenardebatten kritisiert sie regelmäßig den Schuldenstand Berlins als zu hoch, beklagt «ungesteuerte Zuwanderung» nach Deutschland oder greift Rot-Grün-Rot für Überlegungen zur möglichen Enteignung großer Wohnungsunternehmen in Berlin scharf an. Die promovierte Architektin wird eher dem liberal-konservativen Lager in der AfD zugerechnet. Im Wahlkampf wirbt die Partei allerdings auch mit Plakaten mit dem pauschalen Slogan „Abschieben statt Abschleppen“.

FDP-Spitzenkandidat Sebastian Czaja will Rot-Grün-Rot beenden

Sebastian Czaja gilt vielen im Abgeordnetenhaus als der eigentliche Oppositionsführer. Der 39-jährige FDP-Politiker fällt dort immer wieder als schlagfertiger Redner auf. Im Wahlkampf machte er zuletzt mit seiner Forderung nach Abschaffung der zwölf Bezirksämter von sich reden. Der gelernte Elektrotechniker, der später auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur nachholte, schaffte mit 23 Jahren 2006 erstmals den Einzug ins Landesparlament, 2011 flog die FDP wieder raus. Fünf Jahre später führte Czaja die Hauptstadtliberalen zurück ins Abgeordnetenhaus. Im Wahlkampf hat er diesmal als Ziel ausgegeben, mindestens das Ergebnis von 2021 zu halten. Damals erreichten die Liberalen 7,1 Prozent der Zweitstimmen. Czazja hat sich für eine Koalition mit CDU und SPD ausgesprochen.

dpa