Die Polizei in Essen ermittelt wegen möglicherweise geplanter Straftaten an zwei Schulen gegen einen 16-Jährigen. „Wir können bestätigen, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 16-jährigen deutschen Schüler des Don-Bosco-Gymnasiums handelt“, hieß es von der Polizei am Donnerstag. Nach Angaben des stellvertretenden Ministerpräsidenten Joachim Stamp (FDP) wurde ein „mutmaßlicher Nazi-Terroranschlag“ verhindert, wie er via Twitter mitteilte.
„Manifest“ mit Hassbotschaften gefunden
Nach dpa-Informationen gibt es Hinweise auf rechtsextreme Tendenzen bei dem Jugendlichen. Es wurde demnach ein Manifest gefunden, in dem er sich über mehrere Menschen auslässt, die er nach eigenen Angaben hasst. Eine Essener Polizeisprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur, das SEK habe am frühen Morgen die Wohnung des Gymnasiasten durchsucht. Weitere Angaben zu möglichen Funden und mutmaßlich geplanten Taten machte die Polizei zunächst nicht. Mehrere Medien berichteten.
Die Polizeisprecherin sagte: „Es ist glücklicherweise nichts passiert an den Schulen. In welche Richtung es womöglich gegangen wäre, wird nun ermittelt.“ Der Jugendliche sei derzeit in Polizeigewahrsam. Er werde vernommen, ebenso seine Eltern. Der Schock bei den Eltern sitze tief, sagte ein Sprecher vor Ort. Der Jugendliche sei bisher bei der Polizei nicht in Erscheinung getreten.
Die Einsätze mit Durchsuchungen am Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck und an der Realschule am Schloss Borbeck hatten um 7.00 Uhr begonnen. Der Tatverdächtige ist laut Polizei Schüler des Gymnasiums und hatte zuvor die Realschule besucht. Es seien „Hinweise“ bei der Polizei eingegangen, dass er an seiner derzeitigen oder seiner ehemaligen Schule eine Straftat geplant haben könnte. Worum es konkret gehe, werde untersucht. Mehrere Medien berichteten, der Hinweis sei von einem Mitschüler des 16-Jährigen gekommen.
Stichwaffen, Speere und Material für Bombe gefunden
Die Wohnung des Schülers unweit des Gymnasiums wurde nach Angaben der Polizei durchsucht, um Beweis- und Tatmittel zu finden. Es seien „diverse Beweismittel“ sichergestellt worden, hieß es. „Worum es sich handelt, können wir aber aktuell noch nicht sagen.“ Einem dpa-Fotoreporter zufolge trugen Beamte Stichwaffen – auch Speere – aus dem Haus. Zudem trugen sie mehrere Kartons aus der Wohnung im Dachgeschoss in einen Lieferwagen.
Die Polizei entdeckte dabei Material für eine Bombe zur Planung eines Anschlags. Das Material sei funktions-, aber nicht einsatzfähig gewesen, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am frühen Donnerstagnachmittag.
Vor dem katholischen Gymnasium, das knapp 800 Schülerinnen und Schüler besuchen, waren auch am Mittag noch einige Polizeiwagen zu sehen. Zwar gab es keine Absperrungen, das Schultor stand offen. Es wurde aber niemand hineingelassen. Einige Polizeibeamte bewachten das Schulgelände. Es wurde ein Sprengstoffhund eingesetzt - an beiden Einrichtungen.
Rückkehr zur Normalität für Freitag geplant
„Wir haben Hinweise erhalten, dass in der Schule eine Straftat geplant war“, hieß es auf der Homepage des Gymnasiums. „Um die Schule auf Beweismittel hin zu untersuchen, mussten wir heute in Absprache mit der Polizei den Zugang zur Schule sperren.“ Es sei davon auszugehen, dass der Unterricht am Freitag wieder normal laufe.
NRW-SPD-Chef Thomas Kutschaty, der in Essen wohnt, zeigte sich schockiert. „Es ist wohl hoher Zivilcourage und dem beherzten Eingreifen der Polizei zu verdanken, dass Lehrerinnen, Lehrern, Schülerinnen und Schülern nichts passiert ist. Aus vollem Herzen: Danke!“, schrieb der Spitzenkandidat für die Landtagswahl am Sonntag auf Twitter.
Mehr zum Thema: Vor 20 Jahren erschütterte Amoklauf Erfurter Gymnasium