Der Direktor des angesehenen Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hat die CDU-Pläne scharf kritisiert, nach einem Wahlsieg auf Atomkraft und Fusionsenergie zu setzen. „Fusionsenergie ist eine wichtige Herausforderung für die Forschung, aber sie kommt für die für 2045 beschlossene Klimaneutralität zu spät“, sagte Ottmar Edenhofer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Dafür nun „den grünen Umbau zu bremsen oder abzublasen, wäre ein Fehler“.
Er glaube auch darüber hinaus nicht an „eine große Renaissance der Atomenergie“, sagte der PIK-Chef weiter. Der Anteil der Atomenergie am globalen Stromverbrauch dürfte weiter sinken. „Sie wird nicht verschwinden, es wird weltweit einen moderaten Ausbau geben, das ja. Aber massiv an Schwung gewinnen wird weltweit der Ausbau von Wind- und Sonnenkraft.“
CDU und CSU sehen die Kernenergie als CO2-freie Energiequelle und wollen nach Möglichkeit den Atomausstieg rückgängig machen. Konkret sprechen sie sich dafür aus, nach einer möglichen Regierungsübernahme nach der Neuwahl des Bundestages Ende Februar zunächst zu prüfen, wie die vom Netz gegangenen Meiler wieder in Betrieb genommen werden können.
PIK-Chef Edenhofer fordert hingegen ein höheres Tempo bei der Energiewende und dem Ausbau der erneuerbaren Energien etwa über die Besteuerung: „Die künftige Regierung sollte eine umfassende Energiesteuer-Reform in Angriff nehmen: Neben der Einrichtung verschiedener Strompreiszonen braucht es eine Verbilligung des Stroms und eine Verteuerung von Gas“, sagte er der „NOZ“.
Der Ausstieg aus der Atomkraft war in Deutschland 1998 von der rot-grünen Bundesregierung beschlossen worden. 2009 verlängerte die schwarz-gelbe Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel dann die Laufzeiten der Kraftwerke deutlich. Als es 2011 zur Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima kam, folgte die Kehrtwende und der Ausstieg wurde deutlich beschleunigt.
Die letzten Kraftwerke wurden schließlich im Frühjahr 2023 abgeschaltet, nachdem die Ampel-Koalition ihre Laufzeiten nochmal um einen kurzen Zeitraum verlängert hatte.