Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ehemaliger Präfekt der römischen Glaubenskongregation, hat den Reformprozess der deutschen Katholiken scharf kritisiert. Wer sich auch nur halbwegs auskenne, wisse, „dass es bei diesem Schauspiel vor einer kirchenfremden Öffentlichkeit um die Macht geht und nicht um die Wahrheit des Evangeliums“, teilte Müller der Deutschen Presse-Agentur mit.
Von Donnerstag bis Samstag hatte in Frankfurt/Main das zentrale Gremium des Reformprozesses Synodaler Weg getagt, die Synodalversammlung. „Dieses nach eigenen Gesetzen zusammengesetzte Gremium hat keinerlei lehramtliche Autorität“, betonte Müller. „Kein Katholik ist in irgendeiner Weise an etwas gebunden, das nicht verbindlich zu glauben vorgelegt wird durch den Gesamtepiskopat mit dem Papst an seiner Spitze als Repräsentant der Einheit der Kirche mit ihrem Haupt.“
Müller nahm auch den konservativen Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer in Schutz. Dieser hatte den Reformern vorgeworfen, den Missbrauchsskandal für eine Umgestaltung der katholischen Kirche zu instrumentalisieren. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte dies als „eine sehr unerlaubte, sehr anmaßende Stellungnahme“ bezeichnet.
Müller sagte dazu: „Offenbar fehlen Bischof Bätzing die Argumente, um die Vermutung Bischofs Voderholzers sachlich zu entkräften. Deshalb wird er persönlich. Kein Bischof braucht den Vorsitzenden der Konferenz um Erlaubnis für seine Stellungnahmen zu bitten oder sich von ihm schulmeistern zu lassen.“ Müller leitete die Glaubenskongregation von 2012 bis 2017. Die Behörde wacht über die Reinheit der katholischen Lehre.
Der Synodale Weg ist eine Reaktion auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Er strebt Reformen in vier Bereichen an: die Position der Frauen in der Kirche, die katholische Sexualmoral, der Umgang mit Macht und die priesterliche Ehelosigkeit (Zölibat).
3 Okt. 2021
dpa
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