Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will Apple und Google wegen Gewaltaufrufen und Hetze auffordern, die Telegram-App aus ihrem Angebot zu verbannen. Sie wolle die beiden Anbieter für Apps auf mobilen Endgeräten an ihre „gesellschaftliche Verantwortung“ erinnern, sagte die Ministerin am Mittwoch in Berlin nach einer Besprechung mit den Innenministern der SPD-geführten Landesregierungen. Telegram habe sich zu einem „Brandbeschleuniger“ für Verschwörungstheoretiker und Rechtsextremisten entwickelt.
„Kein Platz für Hass und Mordaufrufe!“, schrieb die Innenministerin später auf Twitter.
Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) pflichtete Faesers Erklärungen bei. Zudem habe das Unternehmen bei pornografischen und extremistisch-terroristischen Inhalten schließlich gezeigt, „dass sie können, wenn sie wollen“.
„Das soziale Netzwerk Telegram und vergleichbare Anbieter dienen Menschen in Deutschland als Vernetzungsebene von Querdenkern, Corona-Leugnern und Rechtsradikalen“, hieß es in einem gemeinsamen Papier der Innenminister. Man wolle zu diesem Problem gemeinsam mit den europäischen Partnern stärker mit ausländischen Regierungen in Austausch treten „und unsere Erwartungen auch auf hochrangiger politischer Ebene deutlich vertreten“.
Durow-Brüder wollen sich bewusst politischen Einflüssen entziehen
Telegram ist der größte Konkurrent des WhatsApp-Messengers von Meta. Nachdem WhatsApp mit Pannen und Datenschutzbedenken für Schlagzeilen gesorgt hatte, konnte die kostenlose Messenger-Plattform Telegram zahlreiche Nutzer für sich gewinnen. Telegram wurde 2013 von Pawel Durow und seinem Bruder Nikolai gegründet.
Die Brüder hatten zuvor den russischen Online-Dienst Vkontakte entwickelt, der Facebook ähnelt. 2014 verließen Pawel und Nikolai Durow Vkontakte. Der Grund: Ihr Geschäft sei von Präsident Wladimir Putins „Verbündeten“ übernommen worden. Diese hätten die Brüder aus dem Unternehmen gedrängt. Nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen verließen die Durows auch das Land.
Seither wechseln die Brüder oft ihren Standort und setzen bei ihrem Unternehmen Telegram auf eine dezentrale Organisation mit vielen anonymen Server- und Entwickler-Standorten. Damit wollen die Brüder nach eigenen Angaben verhindern, dass sich ein ähnliches Szenario wie mit Vkontakte wiederholt und politische Akteure Einfluss auf die Plattform nehmen.