Mehr Gewalt in Beziehungen: Alle drei Tage wird eine Frau getötet. (dpa)
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Die Zahl der angezeigten Gewalttaten unter Paaren und Ex-Partnern ist 2020 noch stärker gestiegen als in den Jahren zuvor. Laut einer aktuellen Statistik zur Partnerschaftsgewalt registrierten die Behörden im vergangenen Jahr bundesweit 146.655 Fälle, in denen ein aktueller oder ehemaliger Partner Gewalt ausübte oder dies versuchte - ein Anstieg um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eine Berechnung des BR aus den Daten des Bundeskriminalamtes kommt zum Schluss, dass in Deutschland alle viereinhalb Minuten eine Frau Opfer von häuslicher Gewalt wird. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. 139 Frauen und 30 Männer vom Partner oder Ex-Partner getötet Wenn sich jemand bei der Polizei meldete, ging es meistens - in 61,6 Prozent der Fälle - um vorsätzliche einfache Körperverletzung. Bedrohung, Stalking oder Nötigung wurden deutlich seltener angezeigt. Weitere Delikte, die diese Statistik erfasst, sind unter anderem gefährliche Körperverletzung, Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, Zwangsprostitution, Mord und Totschlag. Insgesamt wurden 139 Frauen und 30 Männer von ihrem aktuellen oder ehemaligen Partner getötet. Wie die am Dienstag veröffentlichten Daten des Bundeskriminalamtes (BKA) zeigen, geht die Gewalt nach wie vor zum überwiegenden Teil von Männern aus. Der Anteil weiblicher Tatverdächtiger ist in den vergangenen Jahren jedoch leicht gestiegen - auf nun 20,9 Prozent. Trennung, beruflicher Stress, Streit um Erziehungsfragen - die Anlässe für Aggression sind vielfältig. Zu den Faktoren, die Gewalt in Paarbeziehungen generell begünstigen, zählen laut BKA-Präsident Holger Münch „ausgeprägte patriarchalische Rollenbilder“ sowie Gewalterfahrungen in der Kindheit. Polizei geht von enormem Dunkelfeld aus Rund vier von fünf Opfern (80,5 Prozent) waren im vergangenen Jahr weiblich. Am häufigsten betroffen waren Menschen im vierten Lebensjahrzehnt. Jedes dritte Opfer war zwischen 30 und 39 Jahre alt. Knapp 38 Prozent der Opfer erlebten Gewalt durch einen Ex-Partner oder einer Ex-Partnerin. Fast jedes dritte Opfer (32,3 Prozent) war mit dem Tatverdächtigen verheiratet, während 29,4 Prozent in einer nicht-ehelichen Lebensgemeinschaft lebten. Darauf, dass Verheiratete tendenziell länger in einer toxischen Beziehung ausharren als Unverheiratete, deutet hin, dass fast die Hälfte aller Menschen, die im vergangenen Jahr Opfer von Mord und Totschlag in der Partnerschaft wurden (47,2 Prozent), mit dem Täter verheiratet war. Die Polizei geht bei Gewalt in der Partnerschaft davon aus, dass die überwiegende Mehrheit der Straftaten nicht angezeigt wird. Um das Dunkelfeld auszuleuchten, ist eine Studie geplant. Ein wissenschaftlicher Beirat hat die Kriterien dafür ausgearbeitet. Zahl der Beratungsgespräche bei Hilfetelefon um 15 Prozent angestiegen Zu einem ähnlichen Schluss kommt die Polizei auch bei der Auswirkung der Pandemie und auf häusliche Gewalt. Die Polizei davon aus, dass solche Taten während der Zeit der Kontaktbeschränkungen seltener von Dritten entdeckt wurden. Zudem ist es für Betroffene schwieriger, sich bei der Polizei zu melden, wenn der gewalttätige Partner ständig in der Nähe ist. Beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, wo sich Betroffene unter der Nummer 08000 116 016 melden können, stieg die Zahl der Beratungsgespräche um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

TRT Deutsch und Agenturen