Wiedereröffnung einzelner Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmetern (dpa)
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Trotz ungewisser Aussichten beginnt Deutschland in der Corona-Krise mit der vorsichtigen Rückkehr zur Normalität. Erstmals wird eine ganze Reihe von Einschränkungen gelockert. Nach einem Monat Zwangspause dürfen Geschäfte unter einer Fläche von 800 Quadratmetern wieder aufmachen. Die Details hängen von Branche und Bundesland ab. In den ersten Ländern geht am Montag und in den Tagen danach für die Abschlussklassen die Schule wieder los. Die strikten Kontakt- und Abstandsregeln gelten jedoch weiter. Im internationalen Vergleich steht Deutschland besser da als viele andere Länder. Bis Montagmittag wurden bundesweit 145.743 Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 registriert. Mindestens 4642 Menschen starben daran. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) haben etwa 91.5000 Erkrankte die Infektion überstanden. Die tatsächlichen Zahlen liegen nach Meinung von Experten um einiges höher - so wie anderswo auch.

Wahrscheinlich fällt in diesem Jahr vielerorts der Sommerurlaub aus Der Kampf gegen das neuartige Coronavirus bestimmt immer noch das Leben in praktisch allen Regionen der Welt. Kontaktverbote sind in vielen Ländern die Regel. Die Sorge, dass sich alles noch monatelang hinzieht, ist groß. Wahrscheinlich fällt in diesem Jahr vielerorts der Sommerurlaub aus. US-Präsident Donald Trump machte abermals China dafür verantwortlich, dass sich das Virus rund um die Welt verbreitet hat. Den Vorwurf, dass es aus einem Labor in der Stadt Wuhan kommt, wiesen die dortigen Behörden vehement zurück.

Sommerurlaub fällt vielerorts aus (DPA)

Nach dem jüngsten Beschluss von Bund und Ländern dürfen kleine und mittelgroße Geschäfte wieder öffnen. Autohäuser, Fahrradhändler und Buchhandlungen dürfen sogar alle wieder aufmachen. Allerdings müssen sich die Kunden in manchen Bundesländern länger gedulden als anderswo - abhängig davon, wie streng die Landesregierung ist. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mahnte: „Wir dürfen nicht durcheinanderlaufen wie ein Hühnerhaufen.“ Trotzdem gibt es kein einheitliches Bild. Keine einheitliche Regelung Unter anderem in Hessen, Nordrhein-Westfalen, in Hamburg sowie im Saarland dürfen Bürger wieder in Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern einkaufen. Auch in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern machen die Läden wieder auf. In anderen Bundesländern wie Berlin und München müssen Verbraucher und betroffene Händler noch etwas länger warten. In der Hauptstadt will der Senat am Dienstag erste Beschlüsse für den Handel fassen. In Bayern wiederum ist laut einer Übersicht des Handelsverbands ab Montag der Zutritt zu Bau- und Gartenmärkten wieder erlaubt, während alle übrigen Geschäfte noch eine weitere Woche geschlossen bleiben sollen. Von den Schließungen ausgenommen waren von Anfang an unter anderem Supermärkte, Lebensmittelhändler oder Apotheken. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) kritisierte, dass die einzelnen Bundesländer unterschiedlich bei der Umsetzung des Beschlusses vorgehen. „Nicht zuletzt die fachlich nicht belegte Zahl von 800 Quadratmetern für den Handel aber auch die unterschiedliche Handhabe von Sortimenten haben klar Fragen aufgeworfen“, sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner. Umstritten ist nach wie vor die Frage, ob die 800-Quadratmeter-Regel auch auf Shopping-Center allgemein anzuwenden ist und diese geschlossen bleiben müssen. Oder ob dort kleinere Geschäfte ebenfalls öffnen dürfen. Auch hier waren unter anderem Supermärkte und Apotheken von den Schließungen ausgenommen. In Sachsen etwa müssen einzelne Läden, die nun öffnen wollen, einen Außenzugang für die Kunden vorweisen - und ansonsten schließen. In Berlin ist darüber noch nicht entschieden. FDP kritisiert: „Flickenteppich an unterschiedlichen Richtlinien“ Die FDP-Bundestagsfraktion kritisierte ebenfalls einen „Flickenteppich an unterschiedlichen Richtlinien bei Ladenöffnungen“. „Trotz unseres Föderalismus sollte eine bessere Abstimmung zwischen Bund und Ländern möglich sein“, teilte der wirtschaftspolitische Sprecher, Reinhard Hoube. Auch der Einzelhandelsverband HDE hat eine faire Lösung für die gesamte Branche gefordert. „Vielen Händlern helfen die getroffenen Beschlüsse zur schrittweisen Wiedereröffnung der Läden und Geschäfte nicht weiter“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Nötig sei eine für alle Händler faire Regelung, die für Unternehmen und Kunden auf den ersten Blick transparent sei. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte die Diskussion über weitergehende Lockerungen im Kampf gegen das Coronavirus scharf. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen machte Merkel am Montag in einer Schaltkonferenz des CDU-Präsidiums deutlich, wie unzufrieden sie sei, dass die Botschaft vorsichtiger Lockerungen in einigen Ländern zu „Öffnungsdiskussionsorgien“ geführt habe. Dies erhöhe das Risiko eines Rückfalls sehr stark. Abschlussklassen kehren in Sachsen an die Schule zurück Die ersten Abschlussklassen kehren in Sachsen für die Prüfungsvorbereitung an die Schule zurück. In Berlin und Brandenburg beginnen die Abiturprüfungen - allerdings sind sie nicht die ersten Länder: Hessen und Rheinland-Pfalz hatten ihre Abiprüfungen trotz der strikten Kontaktbeschränkungen durchgezogen. In den anderen Ländern geschieht dies erst später.

Für die Schüler der Abschlussklassen steht in Sachsen ab 21.04.2020 wieder der Schulbesuch an (DPA)

Am Montag berät erstmals eine Arbeitsgruppe darüber, wie eine schrittweise Wiederöffnung der Kitas aussehen kann. Viele Eltern arbeiten derzeit nicht nur zuhause, sondern müssen sich dort auch noch um die Kinder kümmern. Zudem wächst in vielen Familien die Sorge, dass der Sommerurlaub ausfallen könnte. Offen ist auch, ob und wie dieses Jahr die Freibäder öffnen. An den Stränden und Badeseen dürfte es gezwungenermaßen ebenfalls viel ruhiger zugehen als früher. Klar ist, dass die Krise das Leben noch viele Monate bestimmen wird. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) sagte: „Was wir jetzt brauchen, ist für lange Zeit eine neue Normalität.“ Kontakt- und Abstandsregeln bis 3. Mai Inzwischen sind auch in Deutschland mehr und mehr Leute zu sehen, die Schutzmasken tragen. In Sachsen ist dies in Geschäften, Bussen und Bahnen sogar Pflicht. In Städten wie Wolfsburg oder Jena gilt dies bereits. Die Bundesregierung belässt es bislang bei der „dringenden Empfehlung“, beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr Maske zu tragen. Ende des Monats wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder neu beraten. Bislang gelten die strengen Kontakt- und Abstandsregeln bis 3. Mai. Spitzenverbände der Wirtschaft forderten am Wochenende einen klaren Fahrplan für weitere Lockerungen. Vor allem für Branchen wie Hotels, Gaststätten und Tourismus fehle eine Perspektive. Die Industrie gibt sich zuversichtlich, dass die nötigen Schutzmaßnahmen etwa bei der Arbeitskleidung oder Gesichtsmasken umgesetzt werden können. In der Autoindustrie beginnen am Montag die ersten Werke wieder mit der Arbeit. Trump machte China für die weltweite Pandemie verantwortlich US-Präsident Trump machte erneut China für die weltweite Pandemie verantwortlich. Das Virus hätte in der Volksrepublik „gestoppt“ werden können, sagte Trump am Samstagabend im Weißen Haus. „Das ist nicht geschehen, und die ganze Welt leidet deswegen.“ Mehrere US-Medien berichteten unter Berufung auf die amerikanischen Geheimdienste, dass das Virus aus einem Forschungslabor der Millionenstadt Wuhan stammen könnte. Bislang wird vermutet, dass die Pandemie dort Ende vergangenen Jahres auf einem Markt ihren Anfang nahm. Der Chef des Labors, Yuan Zhiming, sagte im chinesischen Staatsfernsehen: „Das Virus ist auf keinen Fall von uns gekommen. Wir wissen genau, welche Virus-Forschung in dem Institut vorgeht und wie mit Viren und Proben umgegangen wird.“ Niemand in seinem Labor habe sich infiziert. Australien schlug eine unabhängige internationale Untersuchung vor.

dpa